Für Landesparteisekretärin Barbara Novak ist der Konflikt innerhalb der Wiener SPÖ vorbei: "Jetzt haben wir es uns ausgeredet."

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STANDARD: Was wird sich mit Ihnen als SPÖ-Parteimanagerin ändern?

Novak: Ich werde mehr auf die Kommunikation mit den Bezirken setzen. Die sind im täglichen politischen Geschäft stärker draußen vor Ort bei den Menschen. Diese Expertise möchte ich nutzen.

STANDARD: Schon vor zwei Jahren gab Ihr Vorvorgänger Georg Niedermühlbichler aus, dass die Grätzlpolitik gestärkt werden müsse. Ist das gescheitert?

Novak: Das Bessere ist der Feind des Guten. Politik hat viel mit Gefühl zu tun, das erzeugt man im direkten Gespräch. Da möchte ich mehr Schub hineinbringen. Wir brauchen keine großen Berater und Umfragen. Das kann man sich sparen, wenn man die Menschen ernst nimmt, die draußen arbeiten. Ich will Serviceleistungen zur Verfügung stellen, damit Grätzlinitiativen auch medial vorkommen. Das ist bisher nicht passiert.

STANDARD: Sie haben im SPÖ-internen Streit klar und sehr früh Stellung für Michael Ludwig bezogen. Wie wollen Sie Unterstützer von Andreas Schieder ins Boot holen?

Novak: Die meisten sind schon im Boot. Wir haben uns ausgemacht, dass alle hinter dem neuen Parteivorsitzenden stehen werden. Diesen Eindruck habe ich.

STANDARD: Es ist noch nicht so lange her, da haben Sie Ihren Parteikollegen Niedermühlbichler als "Brunnenvergifter" bezeichnet.

Novak: Im Nachhinein will ich mich für diesen Begriff entschuldigen. Das kam sehr aus der Emotion heraus. Niedermühlbichler hat im Konflikt, in dem die Wiener Partei damals war, seine Position ergriffen. Und ich war auf einer anderen Position.

STANDARD: Und diese Positionen sind jetzt eins?

Novak: Ja, weil wir durch die Doppelkandidatur einen innerparteilichen Demokratieprozess erlebt haben. Es ist wichtig, dass wir uns ehrlich und offen austauschen. Das ist davor zu kurz gekommen. Jetzt haben wir es uns ausgeredet.

STANDARD: Personalentscheidungen im Stadtregierungsteam stehen noch aus. Werden die Gräben wieder aufbrechen?

Novak: Es gibt sehr viele Begehrlichkeiten von unterschiedlichen Gruppen. Es werden bei der Umgestaltung nicht alle vorkommen. Aber das ist ja immer so.

STANDARD: Werden die großen Flächenbezirke mehr Bedeutung erhalten?

Novak: Wichtig ist, dass wir die Sorgen der Kollegen aus den Bezirken, wo der Bildungsgrad niedriger und die Arbeitslosigkeit höher ist, mehr mitnehmen. Ludwig wird das gut machen, weil er mit Floridsdorf auch aus so einem Bezirk kommt.

STANDARD: Bürgermeister Michael Häupl sprach auch von einem möglichen Zusammenlegen der Bezirke im Rahmen einer Verwaltungsreform. Sind Sie dafür?

Novak: Aktuell findet diese Debatte nicht statt. Die Zusammenlegung von Bezirken ist kein Thema.

STANDARD: Sie sind gegen das Kopftuch als Symbol des politischen Islam aufgetreten – im Gegensatz zum Wiener Frauenkomitee. Treten Sie weiterhin dagegen ein?

Novak: Ich sehe klerikale Strömungen sehr kritisch. Ich werde als Frauenrechtlerin und Feministin weiter gegen das Kopftuch auftreten. Die Beschlusslage in meinem Bezirk Döbling ist, dass wir für den Bildungsbereich und im Bereich der Kinder und Jugendlichen ein Kopftuchverbot haben möchten. Aktuell findet in der Wiener Frauenorganisation eine gute Diskussion statt.

STANDARD: Parteikollegen sagen, dass Ihr Verhältnis mit Renate Brauner, der Frauenvorsitzenden der Wiener SPÖ, nicht komplikationsfrei ist. Stimmt das?

Novak: Das stimmt nicht. Brauner und ich haben keinen Konflikt.

STANDARD: Sollten Stadträtinnen gehen müssen: Soll die SPÖ diese mit Frauen nachbesetzen?

Novak: Die Geschlechter müssen ausgeglichen vertreten sein. Ludwig wird genau darauf schauen, dass es keine Frau im Team weniger gibt.

STANDARD: Sie haben gesagt, dass Sie mit den Grünen, namentlich Maria Vassilakou und Rüdiger Maresch, "inhaltlich sehr viel verbindet". Beide treten gegen den Lobautunnel oder die dritte Piste am Flughafen ein.

Novak: Wir werden die Grünen überzeugen, wie wichtig diese Projekte für den Wirtschaftsstandort, aber auch für die Armutsbekämpfung sind. In vielen Themen wie der Sozial- oder Bildungspolitik sind wir eng verbunden. Diese Gemeinsamkeiten werden wir mehr herausstreichen und Unterschiede zur Bundesregierung aufzeigen. Mein Ziel 2020 ist aber eine absolute Mehrheit. Was Mikl-Leitner kann, kann Ludwig auch. (Interview: David Krutzler, 20.2.2018)