Eine hohe MOG-Antikörper-Konzentration im Blut wurde bisher oft als Vorbote von MS gedeutet. Dahinter steckt jedoch die Krankheit: akute demyelinisierende Enzephalomyelitis (ADEM).

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Wissenschafter der Universität Witten/Hardecke fanden heraus, dass die regelmäßige Gabe von intravenösen Immunglobulinen bei einer wiederkehrenden entzündlichen Erkrankung der weißen Gehirnsubstanz bei Kindern helfen kann.

Die Forscher konnten in einer Studie mit über 100 Kindern aus acht europäischen Ländern eine Verbesserung der Erkrankung erzielen. Die Probanden litten an einer entzündlichen Erkrankung der weißen Substanz im Gehirn in Verbindung mit hohen MOG-Antikörpern (Myelin Oligodendrozyten Glykoprotein) im Blut.

Das (MOG ist ein wichtiger Bestandteil der Myelinscheide, also der Hülle um die Nervenbahnen des zentralen Nervensystems von Gehirn und Rückenmark. Die Nervenfasern werden normalerweise von einer schützenden Hülle umgeben, die aus Fett und Eiweiß besteht – dem Myelin.

Verwechslung mit Multipler Sklerose

Diese Hülle isoliert die Nervenfasern und sorgt dadurch für eine schnelle Weiterleitung der elektrischen Signale. Wenn bei Kindern nun eine hohe Konzentration von Antikörpern gegen MOG im Blut nachgewiesen werden kann, deutet das darauf hin, dass diese Schutzschicht der Nervenbahnen – vermutlich durch körpereigene Stoffe – beschädigt wird.

Die Verabreichung von intravenösen Immunglobulinen senkte die Schubrate deutlich und besserte den klinischen Verlauf. Weiterhin konnten die Forscher nachweisen, dass die klassischen in der MS-Behandlung verwendeten Medikamente wie Interferon und Glatiramer acetat keinen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf hatten.

"Bisher wurde angenommen, dass die hohe MOG-Antikörper-Konzentration im Blut ein Vorbote einer kommenden MS-Erkrankung sei. Wir konnten in den letzten Jahren zeigen, dass MOG-assoziierte Erkrankungen eine eigenständige Erkrankungsgruppe darstellt, die im Kindesalter eher Kinder unter acht Jahren betrifft und sich von der kindlichen MS deutlich unterscheidet", sagt Studienleiter Kevin Rostasy von der Vestischen Kinderklinik der Universität Witten/Herdecke.

Neuartige Erkrankung bei Kindern

Die Forscher konnten zeigen, dass Kinder mit MOG-Antikörpern eine – von der MS zu unterscheidende – entzündliche Erkrankung der weißen Gehirnsubstanz aufweisen. Eine der Erkrankungen im Kindesalter bei der sich MOG-Antikörper finden, ist die "akute demyelinisierende Enzephalomyelitis (ADEM)".

Sie tritt häufig bei Kindern eine bis vier Wochen nach einer Virusinfektion auf. Die Symptome sind sehr vielfältig und reichen von Wesensveränderungen, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen und neurologischen Zeichen wie halbseitige Lähmungen und Sehproblemen.

Ältere Kinder entwickeln dagegen häufig eine einseitige Sehnervenentzündung (Optikus Neuritis). Bisher waren MOG-Antikörper in Verbindung mit MS gebracht worden, weil in Tiermodellen zur MS die Applikation von MOG-Antikörper zu einer Verschlechterung der Symptome geführt hat. (red, 22.2.2018)