Wiener Türme sind nicht für Superreiche gedacht. Leistbares ist damit aber auch schwierig zu realisieren.

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Der 66 Meter hohe Turm am Heumarkt, der 126 Meter hohe Turm am Franz-Josefs-Bahnhof, die noch ein wenig höheren Danube Flats an der Neuen Donau in Kaisermühlen: Quer durch Wien sorgen geplante Hochhausprojekte seit längerem für Aufregung. Warum gerade diese Gebäudeform die Emotionen hochkochen lässt, war vor kurzem Thema bei der Fachveranstaltung Immobilienforum.

"Das Wohnhochhaus ist in Europa immer noch ein Feindbild", analysierte Reinhard Schertler, Geschäftsführer der S+B Gruppe, die besagte Danube Flats gemeinsam mit der Soravia Group entwickelt. Paradoxerweise würden mit Hochhäusern nämlich sowohl soziale Brennpunkte als auch Bauten nur für Superreiche in Verbindung gebracht.

Außerdem sei ein Hochhaus "sicherstes Zeichen" für Veränderung: "Das ist eine Abkehr von einer Stadt, wie wir sie kennen", so Schertler.

Harte Bandagen

Dennoch: Ohne Hochhäuser wird es im wachsenden Wien nicht gehen, waren sich die Entwickler einig. "Der moderne Städtebau wird sich in der Höhe abspielen", sagte Sabine Müller, Geschäftsführerin der IC Development, die zwei Hochhäuser im Viertel Zwei plant, davon eines mit Wohnnutzung, und die Entwürfe demnächst vorstellen wird.

Verzögert werden die eingangs erwähnten Projekte auch durch Bürgerinitiativen, die sich aus erbosten Anrainern formieren. "Da wird mit harten Bandagen gekämpft", so Schertler. Sogar von Initiativen gefälschte Architektur-Renderings seien ihm schon untergekommen. "Aber ein Projekt muss so gut sein, dass es dem standhält."

Soziale Durchmischung

Aber wie lässt sich die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen? Müller plädiert für eine Durchmischung mit dem öffentlichen Raum im Sockel, damit der Turm nicht als Solitär empfunden wird. Wichtig finden Experten auch die soziale Durchmischung im Wohnhaus: "Je besser ich zonenweise durchmische, umso besser wird die Akzeptanz sein", so 6B47-Vorstand Peter Ulm. Bei den Danube Flats versuche man, die in den städtebaulichen Verträgen geforderte Durchmischung über das gesamte Gebäude zu verteilen, berichtete Schertler.

Um die Akzeptanz zu erhöhen, sei eine Diskussion im Städtebau wichtig, so Ulm – und zwar nicht zu einem konkreten Projekt. Viele Probleme seien auf einen "nicht fertig geführten Dialog, wo sich die Stadt eigentlich hinentwickeln will", zurückzuführen.

Der Bedarf an leistbarem Wohnraum wird jedoch mit den geplanten Türmen kaum gestillt werden, weil die Baukosten höher sind, war man sich einig. Die Zielgruppe sei eher die Mittelschicht. "Aber so wird anderweitig Platz dafür geschaffen", so Ulm. (Franziska Zoidl, 28.2.2018)