Nicht alle sind glücklich über die neue Vereinbarung, dass echter Camembert in Zukunft auch aus pasteurisierter Milch hergestellt werden darf.

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Paris – Der "Camembert-Krieg" in Nordfrankreich ist offiziell beendet: Kleine Hersteller und große Milchkonzerne legten ihren zehnjährigen Streit über den Weichkäse bei, wie das französische Amt für Gütesiegel (INAO) am Donnerstagabend mitteilte. Sie einigten sich demnach auf abgeschwächte Vorgaben für die Produktion.

Ein echter Camembert muss künftig nicht mehr zwingend aus Rohmilch hergestellt werden – so lautet der Kompromiss. Käsekonzerne wie der französische Gigant Lactalis können damit auch pasteurisierte Milch einsetzen. Im Gegenzug verpflichten sich die industriellen Hersteller, mindestens 30 Prozent normannischer Kühe einzusetzen, die auch auf Weiden der Region grasen.

Groß gegen Klein

Ab 2021 soll es nur noch ein einziges Logo für Camembert geben. Die Milchkonzerne vertrieben ihren Weichkäse bisher mit dem Werbespruch "In der Normandie hergestellter Camembert". Das erzürnte die kleinen Traditionsbetriebe, die ihren Käse unter der Ursprungsbezeichnung (AOP) "Camembert aus der Normandie" vermarkten. Die EU macht dafür deutlich strengere Auflagen.

Von einem faulen Kompromiss spricht der Verband Fromage des terroirs (Käse der Region). Er fürchtet, das neue Gütesiegel führe den Weißschimmelkäse in die "Mittelmäßigkeit". Künftig seien neun von zehn Camemberts aus Frankreich "pasteurisiert und industriell, eine Fließbandware wie andere ordinäre Produkte", beklagte der Verband.

Wer den ursprünglichen Camembert genießen will, muss auf der Verpackung ganz genau hinschauen: Rohmilch-Käse nach traditioneller Herstellung soll nach der Einigung mit einem Zusatz wie "echt" oder "authentisch" gekennzeichnet werden. (APA, 23.2.2018)