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Apple im Zwielicht.

Foto: Aly Song / REUTERS

Mit Ende Februar nimmt Apple eine zentrale Änderung am Betrieb seines Cloud-Dienstes in China vor. Und zwar eine, die massive Auswirkungen auf deren Privatsphäre haben könnte, wie nun Sicherheitsexperten warnen.

Warnungen

In Zukunft wird die iCloud in China von einem chinesischen Apple-Partner betrieben. Damit geht ein reichlich problematischer Schritt einher: Die für die Verschlüsselung der Daten genutzten Keys werden fortan nämlich ebenfalls in China gehostet. Damit sei auch klar, dass der chinesische Staat Zugriff auf diese Daten hat, wie Matthew Green, Kryptographie-Experte an der John Hopkins Universität gegenüber des Wall Street Journals warnt. Bei "Reporter ohne Grenzen" empfiehlt man in China aktiven Journalisten entsprechend die von ihnen bei iCloud angegebene Region umgehend zu ändern oder noch besser ihren Account gleich ganz zu schließen.

Apple betont, dass es sich dabei um eine durch neue Gesetze notwendig gewordene Anpassung handelt. Man habe sich im Vorfeld gegen diese Regelung stark gemacht, habe sich nun aber dazu entschlossen, diese zu erfüllen, da man davon überzeugt ist, dass ein Rückzug aus China nicht im Sinne der eigenen Kunden wäre. Außerdem gebe es für chinesische Kunden ohnehin ein Opt-Out für die Nutzer der iCloud.

Realitäts-Check

Zudem streicht der iPhone-Hersteller heraus, dass man die iCloud-Daten an einem sicheren Ort verwahre, über den man auch weiterhin die volle Kontrolle hat. Genau dies zweifelt Green aber an: Wenn der chinesische Staat will, kann er natürlich einfach die Server beschlagnahmen – und Apple nichts mehr dagegen unternehmen. Auch der auf staatliches Hacking aus China spezialisierte kanadische Politikwissenschafter Ronald Deibert hält es für naiv zu glauben, dass die chinesische Regierung hier keinen Zugriff hat.

Auch NSA-Whistleblower Edward Snowden übt scharfe Kritik an Apple.

Diese Episode zeigt aber auch ganz generell die Probleme westlicher Unternehmen beim Betrieb ihrer Services in China auf. Immerhin pflegt der chinesische Staat ein striktes Überwachungsregime, Dienste, die nicht kooperieren, werden einfach blockiert. Insofern ist Apple mit seiner Herangehensweise auch nicht alleine, Firmen wie Microsoft und Amazon nehmen dazu zwar keine Stellung, es ist aber davon dass der Staat hier ebenfalls Zugriff auf lokale Daten hat. Die Unternehmen reden allesamt nicht gerne darüber, das einträgliche Geschäft in China will man sich aber natürlich nicht entgehen lassen.

Eine Ausnahme bildet hierbei übrigens ausgerechnet Google. Der Apple-Konkurrent hatte sich nach einer offenen Auseinandersetzung mit der chinesischen Regierung vor einigen Jahren komplett aus China zurückgezogen. Entsprechend stehen viele Google-Services in China auch nicht zur Verfügung.

Dass das Verhalten von Apple jetzt für solch scharfe Kritik sorgt, dürfte insofern nicht zuletzt daran liegen, dass das Unternehmen sonst gerne mit seinem Einsatz für Nutzerrechte wirbt – und dabei auch nicht mit Seitenhieben auf die Konkurrenz spart. (red, 27.2.2018)