Drei Viertel des Farmlands befinden sich mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid noch immer in der Hand weißer Farmer. Südafrikas Regierungspartei ANC sieht sich unter Druck, das zu ändern. Sie will dabei auch zu Zwangsmaßnahmen greifen.

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Johannesburg – Die Abgeordneten im Parlament von Südafrika haben sich am Dienstag für eine Enteignung von Farmern ohne Entschädigung ausgesprochen. Der Antrag wurde von der linksradikalen panafrikanischen Partei Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit (Economic Freedom Fighters, EFF) eingebracht und nach Änderungen auch von der Regierungspartei ANC unterstützt. Er könnte zu einer Änderung der Verfassung führen.

Die Frage der Landenteignungen ist seit dem Ende der Apartheid eine der heikelsten. Der neue Präsident Cyril Ramaphosa hat in seiner ersten großen Rede nach dem Amtsantritt Mitte Februar die Enteignung von Farmern ohne eine Entschädigung unterstützt – solange dadurch die Lebensmittelproduktion gesteigert werde.

EFF-Vorsitzender Malema: "Zeit für Gerechtigkeit"

Ein Großteil der Agrarfläche in Südafrika gehört auch 24 Jahre nach dem Ende der Apartheid noch Weißen. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie befinden sich 73 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche noch in weißer Hand, 1994 waren es 85 Prozent.

"Die Zeit für Ausgleich ist vorbei, jetzt ist Zeit für Gerechtigkeit", sagte der EFF-Vorsitzende Julius Malema. "Es geht um unsere Würde. Wir wollen keine Rache." Malema war einst Chef der ANC-Jugend.

ANC vor Wahl unter Druck

Das Parlament beauftragte den Verfassungsausschuss, Ende August über das Thema zu berichten. Die Regierungspartei ANC steht vor der Parlamentswahl im kommenden Jahr unter Druck, Landenteignungen könnten die Zustimmung in der armen schwarzen Wählerschaft erhöhen.

Im Nachbarland Simbabwe waren nach der unstrukturierten und oft gewaltsamen Enteignung von Landwirten viele Farmen verfallen. Der starke Rückgang der Agrarproduktion stürzte das Land, das früher als Kornkammer des südlichen Afrika galt, in eine langjährige schwere Wirtschaftskrise. (APA, 28.2.2018)