Wer das Baltikum entdecken möchte, sollte mit Riga beginnen.

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Andreas Stangl empfiehlt einen Fußmarsch über die Düna, das an ein Sci-Fi-Szenario denken lassende, am linken Ufer liegende Businessviertel mit seinen Wolkenkratzern aus Glas und Stahl stets vor Augen.

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Es kommt vor, dass man als langjähriger Nordeuropa-Korrespondent gefragt wird, welche der drei Hauptstädte im Baltikum die schönste sei. Die Antwort ist jedes Mal die gleiche, nämlich die, dass es keine gibt. Einen Rat habe ich trotzdem auf Lager: Wer diese Ecke Europas kennenlernen will, sollte in Riga beginnen. Dort prallen Zeiten und Welten, Ost und West, Nord und Süd aufeinander, stoßen einander wieder ab und sind dennoch ineinander zu einem Ganzen verwoben wie kaum anderswo.

Riga ist rein äußerlich eine typische Ostsee-Metropole: Weitläufig, ein riesiger Fluss, der sich zum Meer weitet, die Daugava (Düna) mittendurch und das Wetter ist meist nass und kühl. Im Frühling und in Sommer kann es durchaus auch sehr angenehm sein. Riga wird manchmal die Stadt mit zwei Seelen genannt – zu Recht: Sie hat eine lettische und eine russische Seele. Nach außen hin lassen Letten und Lettländer, wie sich die Russischsprachigen gerne selbst bezeichnen, kaum ein gutes Wort aneinander. Ein aufmerksamer Beobachter wird aber bald feststellen, dass die Rigaer im täglichen Umgang miteinander bestens auskommen.

Russischkenntnisse auspacken

Riga sollte man ganz für sich selbst entdecken. Zu meinen persönlichen Highlights jenseits der offensichtlichen Touristenattraktionen gehört ein Fußmarsch über die Düna, das an ein Sci-Fi-Szenario denken lassende, am linken Ufer liegende Businessviertel mit seinen Wolkenkratzern aus Glas und Stahl stets vor Augen. Ein Besuch des Zentralmarktes hinter dem Bahnhof lohnt ebenfalls – hier gilt es, allfällig vorhandene Russischkenntnisse auszupacken.

Eine der charmantesten Attraktionen der Stadt sind die bunt überbordenden Blumenstände jenseits des Stadtparks. Wenn Sie keinen Liebsten oder keine Liebste bei der Hand haben: Kaufen Sie trotzdem einen Strauß und schenken Sie ihn der nächsten Passantin – oder legen Sie ihn unter das Freiheitsdenkmal. Die Letten werden Sie dafür lieben.

Heuer lohnt ein Riga-Besuch übrigens doppelt: 2018 feiert man im ganzen Baltikum 100 Jahre Staatswerdung. (Andreas Stangl, RONDO, 12.3.2018)