Polizeifoto einer Tatwaffe, die im Vorjahr nach einer Messerstecherei in einem Lokal in Wien-Ottakring sichergestellt wurde.

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Wien – Gewaltdelikte sind in Österreich generell rückläufig, 2009 gab es 43.447 Anzeigen wegen Mordes, fahrlässiger Tötung, Körperverletzung oder Raufhandels, 2016 (aktuellste verfügbare Daten) waren es 42.071. Die Verwendung von Hieb- und Stichwaffen bei Gewaltdelikten ist allerdings stark gestiegen.

Gemäß den Daten, die das Bundeskriminalamt am Donnerstag für den STANDARD ausgehoben hat, wurden im Jahr 2007 bei 189 angezeigten Fällen Messer und in 74 Fällen Hiebwaffen verwendet. 2016 ergab die Auswertung der Tatmittel schon 743 Messerattacken und 410 Angriffe mit Baseballschlägern, Stangen oder Schwertern. In Prozenten: ein Plus von 293 Prozent bei Stichwaffen, plus 454 Prozent bei Hiebwaffen.

Messer und Prügel sind die bei weitem am häufigsten verwendeten Tatwaffen bei Gewaltdelikten. Zum Vergleich: 2007 wurden in 35 Fällen Schusswaffen abgefeuert, 2016 in 33 Fällen.

Fremdenkriminalität

Ob, wie manche Medienberichte insinuieren, Straftäter aus Afghanistan oder Tschetschenien überdurchschnittlich oft zu Hieb- und Stichwaffen greifen und wegen der vermehrten Asylwerber aus diesen Ländern die Verwendung dieser Tatwaffen zugenommen hat, wird statistisch nicht ausgewertet. Der Anteil von Afghanen an allen fremdländischen Tatverdächtigen in Österreich lag 2016 bei 5,7 Prozent (84 Prozent davon waren Asylwerber). Tschetschenen werden als Staatsangehörige der Russischen Föderation erfasst, ihr Anteil an der Gesamtanzahl ausländischer Tatverdächtiger betrug nur 3,1 Prozent (ein Drittel davon Asylwerber). Die höchsten Anteile an der sogenannten Fremdenkriminalität machten mit jeweils rund zehn Prozent Beschuldigte aus Rumänien, Deutschland und Serbien aus.

Problem mit Jugendbanden

Fakt ist, dass es die Polizei seit geraumer Zeit in Wien vor allem mit tschetschenischen Jugendbanden zu tun hat. Eine davon nannte sich "die Wölfe" und machte mit martialischen Auftritten nicht nur soziale Netzwerke im Internet unsicher. "Es gibt viele Gründe, warum ich dich töten muss, doch der plausibelste Grund von allen ist, wie blöd du guckst", hieß es etwa auf einer Facebook-Seite, auf der junge Burschen mit Waffen posierten. Erklärte Gegner sind afghanische Jugendliche, manchmal kommt es zu Massenschlägereien.

Laut Polizei terrorisieren Banden auch Einkaufszentren, wo sie sich unter anderem als islamische Sittenwächter aufspielen und junge Frauen dazu auffordern, sich zu verhüllen und keinen Alkohol zu trinken. Im Sommer 2016 mischte sich in der Millennium-City im 20. Bezirk ein Gast ein und wurde ansatzlos zusammengeschlagen. Von dem Vorfall gibt es ein Video einer Überwachungskamera. Knapp davor wurde die Goldenberg-Bande, größtenteils tschetschenische Jugendliche mit einem Hang zu Kampfsport und Gewaltdelikten, von der Polizei zerschlagen. (Michael Simoner, 9.3.2018)