Instagram-taugliches Interieur, ...

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... altehrwürdiges Äußeres: Beim Zwischennutzungsprojekt The Lovelace in der Münchner Altstadt freut man sich über eine gute Auslastung und Events mit bis zu 4000 Gästen.

Foto: Lisa Miletic

"Die Gäste haben genug von standardisierten Produkten", verkündete Michael Widmann von PKF Hotelexperts vor wenigen Tagen bei der Fachveranstaltung Hotelimmobilienforum. Denn bei "langweiligen" Hotelprodukten sei mittlerweile ein Saturierungsgrad erreicht. "Die Gäste wollen positiv überrascht werden und das über soziale Medien zeigen. Und Hotels bieten dafür die perfekte Bühne."

Das temporär genutzte The Lovelace in der Münchner Altstadt ist eine solche Bühne, das zeigt allein die Fülle an Fotos, die davon in sozialen Netzwerken existieren. Das Besondere daran: Es hat nur bis voraussichtlich 2019 geöffnet. Denn im früheren Gebäude der Bayerischen Staatsbank soll ein Luxushotel der Rosewood-Gruppe entstehen.

Diese Pläne ärgern allerdings die Eigentümerin des in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Luxushotels Bayerischer Hof. Bis der darüber mittlerweile entbrannte Rechtsstreit beigelegt ist, wird es das Zwischennutzungsprojekt The Lovelace geben: "Wir haben die Zusage, bleiben zu dürfen, bis der Bagger kommt", berichtete Gregor Wöltje, Geschäftsführer des Hotels, bei der Veranstaltung in Wien.

Riesiger Andrang

Viel Zeit blieb den Verantwortlichen also nicht: Erst im Februar des Vorjahres wurde der Mietvertrag für das 5000 Quadratmeter umfassende, dreistöckige Gebäude unterschrieben. "Wir haben das Gebäude in einem Zustand wie nach einem Nuklearschlag vorgefunden", so Wöltje. Dann wurde der Businessplan ausgearbeitet und um Behördengenehmigungen angesucht. Das Budget lag bei 1,5 Millionen Euro.

Die Banken hätten jedoch abgewunken, die Umbauarbeiten mussten also aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Wände der 30 Zimmer im The Lovelace wurden mit rundumlaufenden Vorhängen verkleidet, die Blicke auf die dahinterliegenden, im Ursprungszustand belassenen Wände zulassen. Zudem befindet sich in jedem Raum ein Kunstwerk eines Münchner Künstlers.

Einen Tag vor der Eröffnung des Hotels Anfang September kam dann erst die notwendige Genehmigung, so Wöltje: "Theoretisch hätte es natürlich sein können, dass wir keine Genehmigung bekommen. Also haben wir sehr viel auf Risiko gemacht."

Der Andrang bei der Eröffnung sei riesig gewesen – obwohl es kein Marketing-Budget gebe: "Aber die Story ist so gut, die bringt sich selbst auf den Weg." Die Buchungsrate liegt laut Wöltje bei über 80 Prozent, die Durchschnittspreise bei über 200 Euro. Wirtschaftlich, so Wöltje, könnte sich am Ende der eineinhalb Jahre also sogar ein Plus ausgehen.

Coworking im Hotel

Auch wegen der vielen Veranstaltungen, die hier stattfinden. Durchschnittlich 60 sind es im Monat. Das Lovelace, betonte Wöltje, sei kein Hotel, sondern vielmehr ein "Hotel Happening". Es gibt unter anderem Veranstaltungsflächen, Bars, einen Coffeeshop, einen Barbershop, ein Yogastudio und demnächst Coworking-Flächen. Mindestens einmal im Monat gibt es ein Full-House-Event mit 2500 bis 4000 Gästen.

Warum solche Hotels mit Ablaufdatum rar sind? Oft scheitere es an den Behörden, so Hotelexperte Widmann. Manchmal auch am fehlenden Mut der Eigentümer: "Aber den muss man sich auch erst einmal leisten können."

Das Lovelace-Team ist indes schon auf der Suche nach dem "nächsten großen Ding" in anderen Großstädten. Und was, wenn es bis zum Einzug des Luxushotels doch noch zehn Jahre dauert? "Dann würden wir trotzdem nach drei Jahren dichtmachen – und ein neues Konzept entwickeln." (Franziska Zoidl, 14.3.2018)