Der neue Chefdiplomat der USA, Mike Pompeo, neigt nicht immer zu vorsichtigen Ansagen.

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Dass er wegen seiner Ausdrucksweise zum Diplomaten geboren sei, wird kaum jemand über Mike Pompeo sagen. "Wählen Sie den Amerikaner!", forderte seine Kongresswahlkampagne 2010, als er auf der Welle der Tea Party in seinem Wahlkreis in Kansas gegen den indischstämmigen Demokraten Raj Goyle antrat. Später, als Abgeordneter, forderte er die Todesstrafe für NSA-Whistleblower Edward Snowden und eine Rückkehr der US-Streitkräfte zu Foltermethoden. Und auch im Vorjahr, als CIA-Chef Donald Trumps, gab er Bedenkliches von sich: Menschen wie Wikileaks-Chef Julian Assange dürfe man "nicht den Platz geben, die Werte der freien Meinungsäußerung gegen uns einzusetzen".

Dennoch oder gerade deshalb: Mit dem Präsidenten stimmt die Chemie, wie der Staatschef am Dienstag auch wörtlich sagte, als er Pompeo als seinen neuen Außenminister designierte. Wird der italienischstämmige Jurist vom Senat bestätigt, würde er wohl einen härteren Kurs einschlagen als sein unrühmlich entlassener Vorgänger Rex Tillerson. Pompeo gilt als Hardliner – das betrifft sowohl den Antiterrorkampf als auch den Iran und Nordkorea.

Drohungen mit einem "Unfall"

Der kommunistische Atomstaat soll auch der Grund dafür sein, wieso Trump dem Geheimdienstchef gerade jetzt das Außenamt anvertraut. Der Präsident wollte vor den Nordkorea-Gesprächen im Mai jemanden an der Spitze seiner Diplomaten wissen, mit dem er in Pjöngjang-Fragen übereinstimmt, heißt es. Wenn das so ist, wird sein nordkoreanischer Gesprächspartner wenig erfreut sein: Pompeo hat vor einem Thinktank im Oktober angedeutet, die CIA könnte durchaus etwas damit zu tun haben, sollte Kim Jong-un "einen Unfall" haben oder "verschwinden".

Und trotzdem: Im Außenamt sollen viele der sonst so vorsichtigen Diplomaten vom Wechsel durchaus angetan sein. Schon seit Monaten hat sich der verheiratete Vater eines Sohnes neben seinem Job beim Geheimdienst laut der "Washington Post" darauf vorbereitet, den neuen Beruf zu übernehmen. Aus diesem Grund habe er auch schon mit zahlreichen Experten darüber gesprochen, wie er dem zuletzt fast auf null geschrumpften Außenamt wieder mehr Bedeutung geben kann.

Gut möglich, dass dem ehrgeizigen Ex-Soldaten, von dem Freunde sagen, er sei "schon intelligent auf die Welt gekommen", das gelingt. Immerhin hat er in den 1980er-Jahren auch die Militärschule West Point als Klassenbester abgeschlossen. (Manuel Escher, 13.3.2018)