Bild nicht mehr verfügbar.

Die Firma hatte monatelang vergeblich versucht, einen Käufer oder Investor zu finden.

Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

New York – Das von Harvey Weinstein gegründete Filmstudio hat in den USA Insolvenz angemeldet. Damit endeten auch alle Vertraulichkeitsvereinbarungen, die möglicherweise Frauen in dem Missbrauchsskandal zum Schweigen veranlasst haben, wie The Weinstein Company am Montag mitteilte. Der oberste New Yorker Staatsanwalt Eric Schneiderman bezeichnete das als "Wendepunkt in den Bemühungen, die zerstörenden Wirkungen von sexuellem Fehlverhalten am Arbeitsplatz anzusprechen".

Die Schulden werden in dem Antrag mit einer halben bis zu einer Milliarde Dollar beziffert, das Vermögen mit der gleichen Spannbreite. Eine Tochterfirma der Beteiligungsgesellschaft Lantern Capital Partners solle die Vermögenswerte übernehmen. Die Firma hatte zuvor monatelang vergeblich versucht, einen Käufer oder Investor zu finden.

Missbrauchsvorwürfe

"Seit Oktober wurde berichtet, dass Harvey Weinstein Geheimhaltungsvereinbarungen als geheime Waffe benutzt hat, um Menschen zum Schweigen zu bringen, die Anschuldigungen gegen ihn erheben", heißt es in einem Statement der Weinstein Company, aus dem US-Medien seit Montag (Ortszeit) zitierten. Diese Vereinbarungen endeten "mit sofortiger Wirkung". Die Aufhebung werde "endlich diejenigen zu Wort kommen lassen, die zu lange mundtot gemacht worden sind", kommentierte Schneidermann die Erklärung.

Hintergrund für die Probleme der Filmproduktionsfirma sind die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Verwaltungsratsvorsitzenden Weinstein, der einst zu den einflussreichsten Persönlichkeiten in Hollywood zählte. Er wird von mehr als 70 Frauen beschuldigt, sie sexuell bedrängt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinstein weist dies zurück und beharrt darauf, dass sexuelle Kontakte einvernehmlich geschehen seien. Die Vorfälle haben weltweit eine Debatte über Missbrauch im Showgeschäft und anderen Branchen ausgelöst.

Kurz vor Verkauf

Die Weinstein-Firma stand bereits kurz vor einem Verkauf an eine Investorengruppe, die ihr Angebot aber wieder zurückzog, weil die Verbindlichkeiten höher eingestuft wurden als zunächst offengelegt. Die nun getroffene Vereinbarung mit der zu Lantern Capital gehörenden Gesellschaft ermögliche in einer vom Gericht überwachten Auktion höhere Gebote, hieß es weiter. Als mögliche Bieter gelten Lions Gate Entertainment und die ehemals von Harvey Weinstein und seinem Bruder Bob gegründete Filmgesellschaft Miramax. Beide Firmen hatten bereits zuvor Interesse für Unternehmensteile gezeigt. Auch Filmproduzent Killer Content teilte mit, bei einer Konkursversteigerung von Vermögensteilen möglicherweise die Hand zu heben. (Reuters, 20.3.2018)