Luftangriff auf die Ost-Ghouta am 23. März: Phosphor darf laut nach internationalem Recht zur Beleuchtung von Zielen und zur Nebelerzeugung verwendet werden

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Zerstörungen im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghouta. Nun werfen die Assad-Gegner Russland den Einsatz von Brandbomben vor.

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Damaskus – Die russische Luftwaffe hat eines der verbliebenen Rebellengebiete in der syrischen Region Ost-Ghouta nach Angaben von Aktivsten mit Brandbomben angegriffen und viele Menschen getötet. Dabei seien am frühen Freitagmorgen in dem Ort Arbin 37 Zivilisten durch den Einsatz von "Napalmwaffen" verbrannt, erklärte die Rettungsorganisation Weißhelme.

Eine weitere syrische Rebellengruppe hat laut dem Staatsfernsehen ihren Abzug aus der umkämpften Enklave Ost-Ghouta zugesagt. Gemäß einer mit der Regierung von Bashar al-Assad getroffenen Vereinbarung zieht die Islamistengruppe Failaq al-Rahman ihre Kämpfer und deren Angehörigen aus den Städten Samalka, Arbin (Irbin) und Ain Terma ab, wie das Staatsfernsehen am Freitag meldete.

Am Samstag berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, dass die syrische Armee in eines der letzten Rebellengebiete Ost-Ghoutas eingerückt ist. Die Kämpfer von Präsident Bashar al-Assad hätten am Samstag damit angefangen, Barrikaden in der Stadt Harasta wegzuräumen.

Angeblich Schutzraum getroffen

Bei den meisten Opfern in Arbin handle es sich um Frauen und Kinder, die in einem Schutzraum Zuflucht vor Bomben gesucht hätten, hieß es. Zugleich verließen wieder zahlreiche Zivilisten sowie Kämpfer einer radikalen Miliz Ost-Ghouta.

Die Region nahe der Hauptstadt Damaskus erlebt seit mehr als einem Monat die schwersten Angriffe von Regierungstruppen seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor sieben Jahren. Dabei sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 1.600 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Armee und ihre Verbündeten konnten mittlerweile mehr als 80 Prozent Ost-Ghoutas einnehmen. Die Rebellen kontrollieren nur noch drei voneinander getrennte Gebiete. Russland ist im syrischen Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der Regierung.

Die Beobachtungsstelle erklärte, russische Jets hätten Arbin mit dem Brennstoff "Thermit" bombardiert. Fotos von Aktivisten zeigten verbrannte Leichen. Die Vorwürfe ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Die Menschenrechtler und andere Aktivisten hatten Russland bereits in der Vergangenheit mehrfach den Einsatz von Brandbomben im syrischen Bürgerkrieg vorgeworfen.

Zivilisten verlassen Ost-Ghouta

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur meldete, auch am Freitag hätten wieder Tausende Zivilisten Ost-Ghouta verlassen. Die Menschen fliehen vor der Gewalt und einer dramatischen humanitären Lage. Durch die wochenlangen Angriffe sind große Teile der Region zerstört. Zudem mangelt es an Nahrung und medizinischer Versorgung.

Bereits in den vergangenen Tagen waren Zehntausende aus Ost-Ghouta in Gebiete unter Kontrolle von Regierungskräften geflohen. Die dortigen Aufnahmelager sind Hilfsorganisationen zufolge völlig überfüllt.

Zudem fuhren Busse mit mehr als 200 Kämpfern der radikalen Miliz Ahrar al-Sham und deren Familienangehörigen aus der Stadt Harasta in Ost-Ghouta ab, wie Sana weiter meldete. Sie sollen in die von Rebellen kontrollierte Provinz Idlib im Nordwesten Syrien gebracht werden.

Damit wird ein Abkommen umgesetzt, das Vertreter aus Ost-Ghouta erstmals mit der Regierung erzielt hatten. Nach dem Abzug soll die Armee in Harasta einrücken. Bereits am Donnerstag hatten die ersten Rebellen von Ahrar al-Sham Ost-Ghouta verlassen. Insgesamt sollen 1.500 Extremisten zusammen mit ihren Familien abziehen.

Waffenruhe angekündigt

Gemäß der neuen Vereinbarung mit Failaq al-Rahman (Fajlak al-Rahman) sollen insgesamt 7.000 Menschen die Region verlassen. Failaq al-Rahman hatte am Donnerstag angekündigt, ab Mitternacht die Waffen schweigen zu lassen, um mit Assads Verbündetem Russland über einen Abzug zu verhandeln. Die Beobachtungsstelle bestätigte die Vereinbarung zur Evakuierung der Gegend um Samalka. Demnach sollen die Kämpfer die Region ohne Waffen in Richtung Norden verlassen.

Währenddessen sind durch die türkische Offensive in der Region Afrin im Nordwesten Syriens nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO fast 170.000 Menschen vertrieben worden. Kinder, Frauen und Männer bräuchten nach ihrer Flucht aus Afrin dringend medizinische Hilfe, teilte die WHO am Freitag in Kairo mit. Auch in Afrin selbst kämpften Partnerorganisationen darum, die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Dort hielten sich noch Zehntausende Zivilisten auf, hieß es weiter. Von insgesamt vier Krankenhäusern in der Stadt Afrin sei nur noch eines in Betrieb.

Türkische Truppen und verbündete syrische Milizen hatten am vergangenen Wochenende die vor allem von Kurden bewohnte Region Afrin vollständig unter Kontrolle gebracht. Die Türkei bekämpft dort die Kurdenmiliz YPG, die große Teile der Grenze kontrolliert. Die Regierung in Ankara betrachtet die YPG wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation. (APA, dpa, 23.3.2018)