Foto: APA/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

PRO: Mehr Sonne im Leben

von Peter Illetschko

Das Lamento über die verlorene Stunde Schlafenszeit sollte ja ein paar Tage nach dem 25. März verklungen sein. Der kleine Hangover, den es zweifelsfrei gibt, ist dann Geschichte. Dann wird man sie wieder hören, die Berufstätigen, die sich über eine Stunde mehr Sonne am Abend freuen. Psychologen wissen, warum: Es scheint einfach mehr vom Tag übrig zu bleiben. Wissenschafter haben herausgefunden, dass Menschen in der Sommerzeit 30 Minuten länger im Freien und deshalb auch weniger lang mit Fernsehgeräten oder anderen Berieselungstools beschäftigt sind. Zu viel sitzen ist bekanntlich ungesund. Und gerade wir Österreicher, nicht gerade strahlend von Gemüt, brauchen jeden Sonnenstrahl.

Natürlich gibt es Studien, mit denen die positiven Folgen der Sommerzeit belegt werden. Die seinerzeit angedachte Energieersparnis ist zwar zu vernachlässigen und laut deutschen Technikfolgen-Abschätzern nicht einmal im einstelligen Prozentbereich. Wissenschafter haben aber auch herausgefunden, dass die Sommerzeit tödliche Unfälle mit Fußgängern um immerhin 13 Prozent reduziert. Auch der Rückgang der Kriminalität wurde schon nachgewiesen.

Es spricht also viel dafür, dass die EU-Kommission diese Regelung beibehält. Möge sie also bleiben, die Zeitumstellung. Im nächsten Winter, wenn es wieder um 16 Uhr dämmert, wird man davon zehren. (Peter Illetschko, 23.3.2018)

KONTRA: Erspart uns den Mini-Jetlag!

von Klaus Taschwer

Man könnte es sich leichtmachen und einfach die Nazikeule schwingen: Wer hat 1940 die Zeitumstellung im damals nicht mehr existierenden Österreich eingeführt? Eben! Die Mehrheit der Menschheit hält übrigens auch nichts von diesem "Jetlag für Arme": Können jene drei Viertel der Erdbevölkerung irren, die problemlos auf das Zeigerrücken verzichten?

Es gibt aber natürlich auch gute wissenschaftliche Argumente, die gegen den "Jetlag für Arme" sprechen. So unklar die angeblichen Einsparungen sind, so sonnenklar sind die ungünstigen Auswirkungen auf den Biorhythmus von Mensch und (Haus-)Tier. Das zeigt sich am dramatischesten daran, dass die Zahl der Herzinfarkte in den Tagen nach der Umstellung leicht zunimmt.

Wir leben nun einmal alle nach der Sonne, und geht die von einem Tag auf den anderen eine Stunde später auf, kommt es auch zu mehr Wildunfällen auf der Straße: Wie sollen Reh und Hirsch auch ahnen, dass ab Sonntag unausgeschlafenere Autofahrer eine Stunde früher in der Morgendämmerung unterwegs sein werden?

Besonders sensibel auf die Zeitumstellung reagieren im Übrigen all jene, die nur schlecht ihre Stimme dagegen erheben können: Babys und Kleinkinder. Gerade auch in ihrem Namen möge sich die EU-Kommission, die das gesamteuropäisch zu entscheiden hat, ein Herz fassen und uns allen den entbehrlichen Mini-Jetlag künftig ersparen! (Klaus Taschwer, 23.3.2018)