Wien – Alle Informationen zu dem Prozess in St. Pölten stammen aus der Anklageschrift beziehungsweise aus den Eröffnungsvorträgen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung. Danach wurde die Öffentlichkeit von der Schöffenverhandlung ausgeschlossen. Diese Vorgangsweise wird bei Sexualstrafdelikten auf Antrag der Opfervertreter häufig gewährt, vor allem wenn es sich um minderjährige Opfer handelt. Das mutmaßliche Opfer war zum Tatzeitpunkt 15, die beiden Angeklagten 18.

Am 25. April des Vorjahres war das Mädchen gegen 22.30 Uhr auf dem Weg vom Tullner Bahnhof zur Wohnung seines Vaters. Laut Anklage sollen insgesamt drei Personen der Jugendlichen gefolgt sein. Ein Afghane, ein Somalier und eine bis heute unbekannte Person. Sie sollen das Mädchen niedergeschlagen und mehrfach vergewaltigt haben. Schließlich habe sie sich losreißen und nach Hause laufen können.

"Schlechter Film"

Auch wenn das Geschehen "wie aus einem schlechten Film" wirke, sei es glaubwürdig, sagte die Staatsanwältin. Die 15-Jährige habe eine schwierige Kindheit gehabt, es gebe laut einem Sachverständigengutachten zur Glaubhaftigkeit aber keine Hinweise auf Fremdsuggestion – das Mädchen sage die Wahrheit, auch wenn es sich an manche Details nicht mehr erinnern könne. Privatbeteiligten-Vertreter Ewald Stadler machte Schmerzensgeldansprüche in Höhe von 15.400 Euro geltend. Stadler, ehemaliger FPÖ- und BZÖ-Politiker, ist Jurist und Rechtsanwaltsanwärter.

Im Spital wurden Kratzspuren auf der Haut des Opfers dokumentiert und Spermaspuren sichergestellt. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde ein Massen-DNA-Test an 65 Männern durchgeführt, die meisten davon waren Asylwerber aus einem Containerdorf in Tulln. Zwei Beschuldigte, der Afghane und der Somalier, konnten schließlich ausgeforscht werden. Sie leugneten eine Vergewaltigung, sondern behaupteten, dass das Mädchen freiwillig mit ihnen Sex gehabt habe.

Nach der Festnahme der beiden Verdächtigen hatte der Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP) einen Aufnahmestopp für Asylwerber erlassen. (simo, 29.3.2018)