Darmkrebs macht weltweit rund zehn Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus. Vor allem in den wohlhabenden Indusatrienationen steigt die Prävalenz. Anders verhält es sich mit den Überlebensraten: Während in den wohlhabenden Ländern etwa 60 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach einer Darmkrebsdiagnose überleben, sind es im armen Teil der Welt höchstens 30 Prozent der Erkrankten.

Eine Reihe von Screeningverfahren soll Darmkrebs bereits in einem frühen Stadium aufspüren und sowohl die Krebssterblichkeit als auch die Neuerkrankungsrate reduzieren. Doch für welche der Verfahren ist dies bislang ausreichend wissenschaftlich belegt? Eine Expertengruppe hat nun im Auftrag der Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO die Studienlage zu den verschiedenen Screening-Verfahren geprüft.

Geprüfte Früherkennung

Die Bewertung erfolgte nach drei Kategorien: "ausreichend nachgewiesen", "eingeschränkt nachgewiesen" und "unzureichende bzw. gar keine Nachweise". Das Ergebnis: Eine ausreichende Evidenz zur Reduktion der Darmkrebssterblichkeit zeigte sich bei den beiden stuhlbasierten Untersuchungen (immunologische Tests und der Guaiac-Enzymtest; Anm.) – vorausgesetzt, sie werden alle zwei Jahre durchgeführt.

Als ebenso ausreichend nachgewiesen bewerteten die IARC die Beweislage dafür, dass eine einzige Untersuchung mit einem der endoskopischen Verfahren die Sterblichkeit reduziert: Dazu zählt die so genannte "kleine Darmspiegelung" (Sigmoidoskopie), die nur den letzten Teil des Dickdarms erfasst, sowie die Koloskopie, bei der der gesamte Dickdarm inspiziert wird.

Darmspiegelung ist Vorsorge

Die Reduktion der Darmkrebs-Neuerkrankungsrate ist nach den Erkenntnissen der IARC-Forscher bislang nur für die beiden endoskopischen Verfahren ausreichend belegt. Hier liegen Ergebnisse aus großen randomisierten Studien für die Sigmoidoskopie vor. Für die Koloskopie gibt es bislang nur zahlreiche Ergebnisse aus Beobachtungsstudien. Das könnte sich bald ändern: "Für die Koloskopie stehen die Ergebnisse von vier großen randomisierten Studien noch aus", sagt Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Allerdings ist die große Darmspiegelung ist riskanter und aufwendiger als die kleine, schwere Nebenwirkungen treten etwa zehn Mal häufiger auf.

"Für den immunologischen Stuhltest ist die Studienlage hinsichtlich der Reduktion der Neuerkrankungsrate noch nicht ausreichend. Es gibt jedoch Hinweise, dass die immunologischen Stuhltests, wenn sie regelmäßig im Abstand von zwei Jahren durchgeführt werden, ähnlich viele Vorstufen und Karzinome im Darm aufspüren können wie eine einmalige Koloskopie", heißt es vonseiten der IARC. Die bisherige Studienlage zum Screening des Dickdarms mit einer Computertomographie konnte die Experten hingegen nicht überzeugen. (red, 29.3.2018)