Wien – Angesichts der bevorstehenden Gespräche über ein Sonderbudget für das Bundesheer, um die betagte Hubschrauberflotte erneuern zu können, bleibt man im Finanzressort vorerst hart: Ab 2020 soll es für das Militär zwar wieder mehr Geld geben, heißt es dazu auf Anfrage im Büro von Minister Hartwig Löger (ÖVP) – zuerst wolle man aber auch einmal die Ergebnisse der von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) eingerichteten Sonderkommission abwarten, die bis zur Jahresmitte die Luftraumüberwachung evaluiert haben soll. Dann werde man sehen, "was notwendig ist – und was nicht". Es werde aber auch davor laufend Gespräche geben.

Die neue Soko des Bundesheeres soll wegen der veralteten Saab und der teuren Eurofighter einmal mehr den allfälligen Bedarf an neuen Abfangjägern, also Überschallflugzeugen, überprüfen, nicht jedoch die Effizienz der Helikopterflotte. Fest steht allerdings, dass die 22 Alouette 3, die unter anderem auch zu Bergeflügen von Zivilisten im Gebirge herangezogen werden, ab 2023 am Boden bleiben müssen. Schon davor müssen vier dieser Fluggeräte außer Dienst gestellt werden, die restlichen will man so gut wie möglich und unter Einsatz von acht Reservemotoren weiter betreiben.

Alouette bei Lawinensprengung: Nicht nur für diese Heereshelis braucht es bald Ersatz.
Foto: APA / Bundesheer / Macher

Weil die Einführung neuer Hubschrauber dauert, drängt die Zeit: Denn zuerst braucht es ein aufwändiges Ausschreibungsverfahren und später unter anderem die Einschulung der Piloten – wobei gerade Letzteres Sorgen bereitet. Denn schon jetzt fehlen dem Bundesheer Hubschrauberpiloten. Dem Vernehmen nach ist eine ganze Staffel des mittleren Transporthubschraubers AB-212 im oberösterreichischen Hörsching derzeit stillgelegt, weil es nicht genügend Piloten gibt. Das erhöht den Druck auf das verbliebene Personal. Die Piloten müssen mehrmals im Jahr für einen Monat zur Eufor nach Sarajevo verlegen, um die dort stationierten drei AB-212 einsatzbereit zu halten. Und jene Piloten, die in Bosnien sind, fehlen umso mehr für den täglichen Betrieb in Hörsching.

Die dort verbliebene AB-212-Staffel hat derzeit nur die halbe Mannstärke. Insgesamt fehlen allein für die AB-212 rund 50 Piloten. Diese sind nicht so schnell nachzubesetzen – die Ausbildung dauert drei Jahre. Und die derzeit angebotenen Verträge für neu einsteigende Piloten bieten keine taugliche Karriereperspektive. Manche müssen schon nach neun Jahren wieder ausscheiden, im Alter von 53 Jahren ist überhaupt Schluss mit der Fliegerei – das bedeutet im schlimmsten Fall zwölf Jahre Arbeitslosigkeit bis zur Pension. Kein Wunder, dass viele Piloten das Heer verlassen und eine zivile Karriere – etwa als Pilot für die Christophorus-Hubschrauber des ÖAMTC – vorziehen.

Das Verteidigungsministerium hat das Problem erkannt und ist gerade dabei, mit dem Bundeskanzleramt bessere Dienstverträge für die Piloten auszuhandeln. Künftig soll es reichen, jedes Jahr vier Piloten auszubilden, um den Sollstand nachhaltig zu sichern.

Den wehrpolitischen Vereinen ist all das zu wenig: Ihrer Berechnung nach fehlt dem Bundesheer eine Milliarde Euro jährlich. (Conrad Seidl, Nina Weißensteiner, 29.3.2018)