Radaraufnahme von Tiangong-1. Der chinesische "Himmelspalast" geriet 2016 außer Kontrolle.

Foto: Fraunhofer Institut

Peking – Chinas Raumlabor Tiangong-1 ist über dem Südpazifik in die Erdatmosphäre eingetreten. Das rund 8,5 Tonnen schwere Weltraumlabor mit der Größe eines Autobusses sei dabei "größtenteils" verglüht, teilte die chinesische Raumfahrtbehörde CMSEO am Montag in Peking mit. Die übrigen Teile stürzten ins Meer, wie auch die europäische Weltraumorganisation ESA und die US Air Force bestätigten.

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass etwas auf Land gefallen ist", sagte ESA-Experte Holger Krag. Der Absturz sei mitten über dem Südpazifik nahe der Inseln von Amerikanisch-Samoa erfolgt, erklärte Krag. "Das ist so ziemlich das beste Gebiet, das man sich aussuchen kann von den Sicherheitsaspekten her." Die Überreste des Raumlabors fielen damit zufällig in der Region ins Meer, in der auch bei kontrollierten Abstürzen Weltraummüll häufig "entsorgt" wird. Krag: "Es hätte gar nicht besser laufen können."

Kontrollverlust 2016

Kurz vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre hatte die chinesisches Raumfahrtbehörde mitgeteilt, dass Tiangong-1 zwischen 02.42 Uhr und 03.01 Uhr (MESZ) in die Erdatmosphäre eintreten werde. Als erwartete Absturzstelle wurde zunächst ein Punkt im Südatlantik genannt: 40,24 Grad westlicher Länge und 27,4 Grad südlicher Breite, also vor der Küste der brasilianischen Stadt São Paulo. Unmittelbar nach der chinesischen Stellungnahme trat Tiangong-1 – auf Deutsch "Himmelspalast" dann aber bereits gegen 02.16 Uhr in die Atmosphäre ein.

Tiangong-1 war im All außer Kontrolle geraten. Im März 2016 brach der Funkkontakt ab – das Raumlabor ließ sich nicht mehr steuern und daher auch nicht mehr kontrolliert in die Erdatmosphäre manövrieren.

Keine Gefahr für Menschen

China, das ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm unterhält, hatte den "Himmelspalast" im September 2011 ins All gebracht. In der Folge koppelten mehrere bemannte und unbemannte Raumschiffe an, doch seit 2013 hat kein Taikonaut mehr die Raumstation betreten. Im September 2016 schickte China dann den Nachfolger Tiangong-2 ins All. Bis 2022 soll daraus eine große, ständig bemannte Raumstation entstehen.

Raumfahrtbehörden weltweit hatten den Sinkflug genau verfolgt. Experten betonten dabei, dass für Menschen kaum eine Gefahr bestehe. ESA-Experte Krag sagte etwa, dass die Menge an zu erwartendem Schrott nicht beunruhigend sei – 1,5 bis 3,5 Tonnen seien keineswegs ungewöhnlich (der Rest verglühte Prognosen zufolge beim Eintritt in die Atmosphäre): "70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in jedem Jahr unkontrolliert runter."

Die chinesische Raumfahrtbehörde beteuerte im Vorfeld, niemand müsse befürchten, dass die Station "wie in einem Science-Fiction-Film wild auf die Erde stürzen wird". Vielmehr werde sie sich in einen "prächtigen Sternschnuppenregen verwandeln, der durch den sternenklaren Himmel zur Erde braust". (APA, AFP, red, 2.4.2018)