Für viele war der Turnunterricht der pure Horror. Was können Sie aus Ihrer Jugend davon erzählen?

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Welche Situation aus dem Turnunterricht hat sich bei Ihnen ins Gehirn gebrannt? War es jene Situation, wo Sie zum wiederholten Male als Letzter ins Team gewählt wurden, weil Sie im Ballsport einfach zwei linke Füße hatten? War es jene Szene, wo Sie die Vorgaben des Turnlehrers nicht erfüllen konnten, die Stange hochzuklettern oder 100 Meter in einer bestimmten Zeit zu laufen, weil Sie es einfach nicht schafften und dadurch mit einer schlechten Note und vielleicht noch einer blöden Bemerkung vom Lehrer oder Mitschülern abgestraft wurden? Oder hatten Sie den Turnunterricht schon so satt, dass Sie absichtlich Ihr Turnzeugs zu Hause vergaßen?

Der Turnunterricht oder Leibesübungen, wie er früher genannt wurde, ist für viele eine Qual gewesen, ein sportliches Martyrium, das sich Woche für Woche wiederholte und für Gymnasiasten zwölf Jahre andauern sollte. Für jene, die sich leichttaten, war der Sportunterricht natürlich eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag, für die anderen war es die Zurschaustellung der eignen Unsportlichkeit und – in den Augen mancher – Unfähigkeit.

Turnlehrer sollten es besser wissen

Die Turnlehrer befeuerten dieses Gefühl umso mehr. In Leichtathletik oder anderen kompetitiven Sportarten wurden die Talentierteren den Müßiggängern gegenübergestellt und bewertet. Konnte man nicht so schnell laufen oder so weit werfen wie der beste der Gruppe, erhielt man gleich eine schlechtere Note. Dass man schon das Beste gab, wurde natürlich nicht berücksichtigt.

Die Rolle des Turnlehrers ist ohnehin zentral: Er sollte Kinder motivieren und loben und nicht, was häufig passiert, tadeln oder erniedrigen. Wenn sogar Lehrer jegliche Leistung der Kinder degradieren, wie soll man da noch Motivation für den Unterricht aufbringen? Dazu kommt, dass viele Turnlehrer ihren Unterricht sehr einseitig gestalten. Da kann es schon vorkommen, dass bei den Burschen zwölf Jahre lang nur Fußball gespielt wird – bei den Mädchen wäre das Pendant wohl Volleyball. Wenn man Fußball oder Volleyball hasste oder es einfach nicht konnte, stand man halt unmotiviert herum und wurde dann von allen, inklusive Lehrer, blöd angeredet. Abwechslung im Unterricht oder das Eingehen auf die Bedürfnisse der Minderheit wären ja auch viel zu schwierig gewesen. Klar ist: Es gibt auch engagierte Turnlehrer, die ihren sportlichen Nachwuchs fördern, den Unterricht abwechslungsreich gestalten und den Kindern den Spaß an der Bewegung bewahren.

Unangenehme Situationen

Aber auch andere Situationen führten dazu, dass man den Turnunterricht nicht gerade liebgewonnen hat. In der Hauptschule des Autors wurden die Schüler in inoffizielle Leistungsgruppen eingeteilt. In der ersten waren die Athleten, die besonders gefördert werden mussten, in der zweiten die "Normalos" und weniger Sportaffinen und in der dritten die Übergewichtigen. Den Pubertierenden, die sich ohnehin schon unsicher im eigenen Körper fühlten, geriet das gemeinschaftliche Duschen nach dem Unterricht zur zusätzlichen Überwindung.

Welche Erfahrungen aus Ihrer Jugend haben Sie?

Welche Spuren hat der Turnunterricht bei Ihnen hinterlassen?

Haben Sie den Turnunterricht genossen oder gehasst? Welche Erlebnisse – positive wie negative – sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? (Kevin Recher, 10.4.2018)