Wer untertags nur wenig Kalorien zu sich nimmt, darf am Abend kräftig zulangen. Diesen Schluss legt zumindest einen systematische Übersichtsarbeit nahe.

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Viele berufstätige Menschen kennen die Situation: In der Früh schnell ein belegtes Brot, mittags reicht ein Salat oder ein kleiner Snack. Am Abend wird dafür so richtig gegessen. Doch welche Auswirkungen hat es auf das Körpergewicht, wenn das Nachtmahl zur Hauptmahlzeit wird?

Forscher der Universität Sydney haben dazu die Datenlage diverser Studien unter die Lupe genommen. Sie suchten in medizinischen Datenbanken nach Untersuchungen, die den Einfluss einer unterschiedlichen Kalorienzufuhr am Abend auf das Gewicht erhoben hatten. Die Körpermasse wurde dabei über den Body Mass Index (BMI) ermittelt. Laut Definition sind Menschen mit einem Wert zwischen 18,5 und 24,9 normalgewichtig, ab einem BMI von 25 wird von Übergewicht gesprochen, steigt der Wert auf 30 und mehr sprechen Mediziner von Adipositas.

Als Abendessen galten Essenszeiten zwischen 18 Uhr und 21 Uhr. Insgesamt konnten die Wissenschafter zehn Beobachtungsstudien und acht klinische Studien für ihre systematische Übersichtsarbeit identifizieren. Im Rahmen von Beobachtungsstudien werden zwei oder mehrere Gruppen, die sich in dem zu untersuchenden Merkmal unterscheiden, über einen festgelegten Zeitraum beobachtet. Eine Gruppe waren etwa Menschen, die abends immer kalorienarme bzw. kleine Portionen aßen. Als Vergleichsgruppe dienten Personen, die den Abend eher üppig ausklingen ließen. Das Problem solcher Untersuchungen: Es können nur Korrelationen und keine Kausalzusammenhänge gemessen werden.

Auf die Gesamtenergiebilanz kommt es an

Vier der in die Analyse eingeschlossenen Beobachtungsstudien kamen zu dem Ergebnis, dass ein üppiges Abendessen mit einem Anstieg des BMI im Zusammenhang steht. Fünf andere Beobachtungsstudien stellten diese Korrelation hingegen nicht fest. In einer weiteren Beobachtungsstudie sank der BMI sogar in der Gruppe mit den abendlichen Vielessern. Auf Basis der Beobachtungsstudien ließ sich demnach nicht bestätigen, dass ein üppiges Nachtmahl einen negativen Effekt auf das Körpergewicht hatte.

Bei den acht klinischen Untersuchungen handelte es sich um sogenannten Interventionsstudien. Eine Probandengruppe wurde dabei etwa gebeten, am Abend weniger zu essen. In der Kontrollgruppe änderte sich hingegen das Essverhalten nicht. Auch hier zeigte sich: Personen, die abends weniger aßen, wiesen keine signifikante Reduktion des BMI auf.

Das Resümee der Forscher: Kleine Portionen am Abend führen nicht automatisch zu einem Gewichtsverlust. Entscheidend für den BMI scheint nicht der Zeitpunkt des Essens zu sein, sondern vielmehr die Energiebilanz, die sich über den gesamten Tag ergibt. (red, 12.4.2018)