Conchita Wurst: "Coming out ist besser, als von Dritten geoutet zu werden."

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Conchita Wurst ist seit mehreren Jahren HIV-positiv. Das gab die Sängerin, die 2014 für Österreich den Eurovision Song Contest gewann und eigentlich Tom Neuwirth heißt, auf Instagram bekannt. Die Echtheit des Postings wurde dem STANDARD bestätigt. "Inhaltlich hat der Künstler damit alles gesagt", sagte Wursts Manager René Berto.

Wurst geht damit in die Offensive. Grund für die Bekanntgabe sei, dass ein Ex-Freund gedroht habe, "mit dieser privaten Information an die Öffentlichkeit zu gehen" Daraufhin habe sie sich zu dem Posting entschieden. "Coming out ist besser, als von Dritten geoutet zu werden", schrieb Wurst. "Ich gebe auch in Zukunft niemandem das Recht, mir Angst zu machen und mein Leben derart zu beeinflussen." Von diesem Damoklesschwert wolle sie sich befreien.

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Conchita Wurst beim Wiener Life Ball 2017, Europas größter Benefizveranstaltung für HIV-infizierte und an Aids erkrankte Menschen.
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Sorgen müssten sich die Fans nicht machen, heißt es in dem Schreiben: Seit sie die Diagnose erhalten habe, sei sie in medizinischer Behandlung. Sie lebe daher seit vielen Jahren unter der Nachweisgrenze und könne den Virus nicht weitergeben.

Zuspruch auf Twitter

Auf Twitter erhält Conchita Wurst viel Zuspruch für ihren Mut, die Drohungen des Ex-Freundes hingegen werden verurteilt. Unter anderen hat sich Datschützer Max Schrems zu Wort gemeldet.

Die Aids-Hilfe Wien sprach Conchita Wurst in einer Aussendung am Montag ihre "uneingeschränkte Solidarität" aus. Die vorausgehende Erpressung zeige jedoch, dass "sich das 'soziale Aids' hartnäckig in unserer Gesellschaft hält".

"Informationen über die eigene Gesundheit, etwa auch den HIV-Status, bekannt zu machen muss jedem Menschen selbst überlassen bleiben, egal ob er prominent ist oder nicht", sagte der Wiener Aids-Hilfe-Obmann Wolfgang Wilhelm. "Wir wissen aus unserer täglichen Arbeit mit HIV-positiven Menschen, wie viel Mut es erfordert, mit seiner HIV-Diagnose offen umzugehen, und auch, dass dies oft zu Diskriminierungen führt. Das zeigt, dass noch viel Aufklärung notwendig ist und wir noch viel unternehmen müssen, um das 'soziale Aids' zu beenden." (red, 15.4.2018)