Wien/Burgenland – Natürlich geben auch wir uns keine besondere Mühe, erwachsen zu werden. Was natürlich immer wieder schauderhafte Blüten treibt. Den Vergleich eines e-Golf mit dem Tesla X etwa oder eine Runde mit dem Amarok durch die sandigen Dünen im Oman.

Heute nehmen wir uns der immer wieder intern gestellten Frage an, wie viel Gelände so ein SUV eigentlich aushält. Dabei ist es jetzt unerheblich, ob erst die Frage im Raum oder der Cayenne S in der Testgarage stand. Am Ende musste der für einen staubig-schlammigen Ausflug herhalten.

Licht oder Schatten? Auf welcher Seite steht denn der Cayenne im Offroad?
Foto: Guido Gluschitsch

Porsche selbst klopft sich auf die Schulter, dass im neuen Flaggschiff-SUV Cayenne noch mehr 911 drinnen steckt. Das merkt man an der Mischbereifung oder am Dreikammer-Luftfahrwerk. Dieses ermöglicht, dass sich der Blunzen-911er bei hohen Geschwindigkeiten aerodynamisch sinnvoll weiter in Richtung Fahrbahn duckt. Und Allradlenkung hat er jetzt auch. Optional.

Schlammschlachten.
Foto: Guido Gluschitsch

Was er aber noch hat, das sind ein Offroad-Knopf und eine ganze Reihe von Offroad-Fahrmodi, einen Allradantrieb, er ist um 65 Kilogramm leichter und hat eben das Luftfahrwerk, das im Panamera seine Premiere feierte und mit welchem man den Wagen auch um ganze 83 Millimeter anheben kann. Denn von 162 Millimetern niedrigesten Autobahnniveaus geht es im Geländemodus auf eine Bodenfreiheit von 245 Millimetern hinauf. Damit steigt dann auch die Wattiefe des Cayenne auf einen halben Meter. Derart könnte man also sogar die meisten Teile des Neusiedlersees durchfahren.

Auf der Suche nach dem Ort, wo der Pfeffer wächst, musste der Cayenne S über Stöcke und Steine und fühlte sich auch auf schlammigen Wegen sauwohl. Wir nicht so. Denn wie erklärt man im schlimmsten Fall, wie es zuging, dass eine Kuh auf den Wagen gefallen ist?
Foto: Guido Gluschitsch

Auf der anderen Seite hat er aber auch mehr als zwei Tonnen Lebendgewicht und Fußmatten, die allein schon so edel sind, dass man sich mit gatschigen Schuhen gar nicht reintraut. Und er kostet, als S, so wie er dasteht, mehr als 160.000 Euro.

Unfairer Preisvergleich

Das sind umgerechnet ganze zehn Suzuki Jimny, wobei fünf dann sogar noch ein paar Extras drinhaben. Oder dreizehn Lada 4x4, wenn man etwas geschickt verhandelt und auf Extras verzichtet. Und die haben im Gelände sicher leichtes Spiel.

Das neue Luftfahrwerk mit drei Kammern hebt und senkt den Cayenne um bis zu 83 mm.
Foto: Guido Gluschitsch

Wirklich schweres Gelände tun wir dem Porsche nicht an. Man stelle sich vor, der SUV kugelt die Felsmauer runter, bis er unten als Daihatsu ankommt, oder von der Hohen Wand purzelt eine Kuh runter, genau auf das schöne Panorama-Glasdach. Da hätte der Chef wohl keine Freude, würden wir ihm den ramponierten Wagen mit den Worten "Ich hab nur g'schaut!" zwischen zwei Wirtshauszetteln auf die Spesenrechnung setzen.

Aber eine Almhütte irgendwo dort, wo der Hase im Pfeffer liegt oder Letzterer wächst, kann sich bald einmal einer leisten, der sich einen Cayenne S leisten mag.

Schneebergsuchbild
Foto: Guido Gluschitsch

Darum schinden wir den SUV über Waldwege, die schweres Forstgerät aufgerissen hat, über feuchte Wiesen und gatschige Straßerln. Das macht ihm alles nichts. Man muss nicht einmal den richtigen Offroad-Fahrmodus zum Untergrund wählen, um spielerisch ans Ziel zu kommen. Schlimmer noch, die Übung gestaltet sich so problemlos, dass gach die Lust auf ein bisserl was Extremeres wächst.

Aber dann kratzt ein dorniger Ast über die Scheibe bis zum Lack, und sofort rutscht das Herz in die Hose. Kann der Cayenne also doch mehr als wir. Verdammt. (Guido Gluschitsch, 29.4.2018)

Foto: Guido Gluschitsch