Hitzeschübe machen vielen Meeresbewohnern zu schaffen – sie begünstigen etwa die tödliche Korallenbleiche.

Foto: Daniel Hjalmarsson

Halifax/Wien – Die Erwärmung der Meere im Zuge des globalen Klimawandels schreitet zügig voran. Im Durchschnitt beträgt die Aufheizung der Ozeane bei 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt – mit verheerenden Folgen für marine Ökosysteme. Die Meere sind aber nicht nur von einem kontinuierlichen Temperaturanstieg betroffen: Wie an Land gibt es auch in den unter Wasser kurzfristige heftige Hitzewellen.

In einer neuen Studie kommen Forscher um Eric Oliver von der kanadischen Dalhousie University zum Schluss, dass diese extremen Ereignisse in jeder Hinsicht zunehmen: Sie werden heißer, häufiger und dauern länger an. "Diese Hitzewellen haben signifikante Auswirkungen auf Ökosysteme, Biodiversität und Wirtschaftszweige wie Fischerei und Tourismus", schreiben die Wissenschafter im Fachblatt "Nature Communications".

Laufender Anstieg

Oliver und Kollegen untersuchten die historische Entwicklung solcher Ereignisse in den vergangenen 90 Jahre. Für ihre Studie kombinierten sie lokale Messreihen, die bis 1925 zurückreichen, mit Daten von Forschungsschiffen und Satelliten. Das Ergebnis: Im Zeitraum von 1925 bis 2016 nahm die Häufigkeit mariner Hitzewellen global um 34 Prozent zu, die durchschnittliche Dauer einer einzelnen Hitzeperiode stieg um 17 Prozent. Insgesamt sei im genannten Zeitraum die Zahl der extremen Hitzetage in den Weltmeeren um 54 Prozent gestiegen.

Zudem zeigte sich, dass sich der Trend im Lauf der Zeit verstärkt, so Oliver: "Ab 1982 ist eine deutliche Beschleunigung zu beobachten." Und die setze sich fort: Zwischen 2000 und 2016 sei eine Zunahme an Hitzewellen um 82 Prozent gegenüber der Jahre 1982 bis 1998 zu festzustellen.

In einem Klimamodell untersuchten die Forscher den Einfluss natürlicher Klimaschwankungen wie El Niño, die pazifische Dekaden-Oszillation und die Atlantische Multidekaden-Oszillation – Schwankungen der Ozeanzirkulation, die mit Temperaturänderungen einhergehen. Den Forschern zufolge lässt sich damit aber nur knapp ein Drittel der zusätzlichen Hitzewellen erklären. Der Rest sei ein Ergebnis des Klimawandels. Die Forscher rechnen mit einer Fortsetzung des Trends: Es sei anzunehmen, dass die marinen Hitzewellen durch die menschengemachte Erderwärmung weiterhin zunehmen werden. (red, 16.4.2018)