"Ordnung" in den ORF: Stiftungsrat Norbert Steger.

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Wien – Meine Schuld, sagt Norbert Steger: Er habe zugelassen, dass sein Satz über die Auslandskorrespondenten "natürlich sehr verkürzt" in den "Salzburger Nachrichten" erschien. "Auch von den Auslandskorrespondenten werden wir ein Drittel streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten", wurde der ORF-Stiftungsrat der FPÖ dort zitiert.

Steger vermisst nur seine Erklärung, sagt er auf STANDARD-Anfrage: "Mir fehlt der Gedanke dahinter: Es geht ja nicht, dass da privilegierte Menschen mit hohen Bezügen sitzen und glauben, für sie gilt die Unterscheidung zwischen Bericht und Kommentar nicht."

Den Befund erklärt der Rechtsanwalt, frühere FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler mit der ORF-Berichterstattung zu den Wahlen in Ungarn, und wie er sie sah. Korrespondent Ernst Gelegs habe über Wochen Orbáns klare Führungsposition und selbst Montagfrüh nach der Wahl noch Viktor Orbáns Sieg hinterfragt. Der ORF habe die Lage in Ungarn im Wahlkampf "wochenlang falsch" geschildert, sagt der Stiftungsrat: "Der ORF hat so berichtet, als müsste er in Wien den Wahlkampf gegen Orbán führen."

"Objektivitätsverstöße"

"Ich weiß nicht, was er meint", sagt Korrespondent Gelegs und bittet um Hinweise, wo er das getan habe. Das etwa aus seinem Off-Kommentar zu Schlangen vor den Wahllokalen abzuleiten wäre "an den Haaren herbeigezogen": "Ich habe dazu gesagt: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sie wollen Orbán abwählen, oder sie wollen ihn im Amt halten."

Steger wirft ORF-Korrespondenten vor, "Meinung zu produzieren, statt zu berichten, ich trete dagegen auf".

"Ordnung schaffen"

Der freiheitliche Stiftungs- rat hat sich zunächst über die Ungarn-Berichterstattung bei ORF-General Alexander Wrabetz beschwert, erklärt er. Die Verlängerung des Korrespondentenvertrags wegen der hervorragenden Wahlberichterstattung empfand Steger als "Provokation". Wrabetz machte die Verlängerung am Samstag nach Stegers Aussagen per Twitter öffentlich.

Der ORF-Generaldirektor müsste gegen "Objektivitätsverstöße" einschreiten, findet Steger: "Diese Ordnung hat Wrabetz nicht herbeigeführt." Wenn der Geschäftsführer des Unternehmens nichts unternehme, dann müsse er als Eigentümervertreter aktiv werden, erklärt Steger seine Aussagen. "Wenn es der General nicht tut, dann muss irgendjemand anderer die Konsequenzen ziehen. Konsequenzen gibt es derzeit nur, wenn man Wehrschütz heißt." ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz verstieß laut internem ORF-Ethikrat 2015 mit einem Referat bei einer ÖVP-Veranstaltung gegen den Verhaltenskodex.

Social-Media-Richtlinien für ORF-Redakteure

Konsequenzen fordert Steger auch mit Blick auf soziale Medien. Steger urgiert neuerlich Richtlinien für ORF-Mitarbeiter auf Twitter, Facebook und Co. Diesmal sprach er auch von Entlassung als Konsequenz: "Natürlich nicht gleich", sagt Steger dazu dem STANDARD: "Aber wenn jemand wiederholt verstößt, man ihn abmahnt, verwarnt mit Eintragung im Personalakt, was wollen sie dann tun?"

Waren Stegers jüngste ORF-Ideen mit der FPÖ, die ihn in den Stiftungsrat entsendete, abgesprochen? "Überhaupt nicht", sagt Steger. Er sei "nicht von der Partei eingesetzt", sondern Stiftungsrat im ORF, "solange ich das Vertrauen des Heinz-Christian Strache habe", also des Parteichefs und Vizekanzlers. (fid, APA, 17.4.2018)