Ein 85 Meter hoher Baukran steht bereits, drei weitere folgen demnächst, und die Baustelleneinrichtung ist fast fertig – der Umbau und die Sanierung des historischen Parlamentsgebäudes am Wiener Ring geht in die heiße Phase.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – Ein 85 Meter hoher Baukran steht bereits, drei weitere folgen demnächst, und die Baustelleneinrichtung ist fast fertig – der Umbau und die Sanierung des historischen Parlamentsgebäudes am Wiener Ring geht in die heiße Phase.

In den nächsten drei Jahren wird das Gebäude vom Keller bis zum Dachgeschoß saniert. Der Nationalratssitzungssaal wird modernisiert, ein neues Besucherzentrum entsteht. Bis Frühjahr 2021 sollen die Bau- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Im Sommer 2021 – acht Monate später als ursprünglich geplant – können die Abgeordneten und Parlamentsmitarbeiter dann wieder ins Hohe Haus am Ring übersiedeln, hieß es am Donnerstag bei einer Baustellenführung.

Grund für die Arbeiten ist die inzwischen schlechte Bausubstanz des Gebäudes, das zwischen 1874 und 1883 nach Plänen von Theophil Hansen erbaut und nach Kriegsschäden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet wurde. Brandschutz, Erdbebenschutz, Barrierefreiheit und ökologische Aspekte sollen bei der nun anstehenden Sanierung auf den neuesten Stand gebracht werden.

Öffnung für Bevölkerung

Ein weiteres zentrales Projektziel ist die Öffnung des Hauses für die Bevölkerung. Zuletzt bereitete den Bauherren vor allem die Kostenentwicklung am Wiener Baumarkt Kopfzerbrechen. Wegen der guten Baukonjunktur sind die Preise für Bauarbeiten in den vergangenen zwei Jahren um 30 Prozent gestiegen. Die Vergabe der Baumeisterarbeiten wurde deshalb widerrufen und neu vergeben. Die von allen Parteien beschlossene Kostenobergrenze von 352,2 Millionen Euro werde jedenfalls eingehalten, hieß es am Donnerstag auch seitens der Parlamentsgebäudesanierungsgesellschaft. "Die Einhaltung des Kostenrahmens hat ganz klar Vorrang, weshalb auch eine Verschiebung um acht Monate in Kauf genommen wurde."

Zu Absicherung dieses Kostenrahmens wurden inzwischen in den zuständigen Bau- und Planungsausschüssen auch einige Projektanpassungen beschlossen. Eine Reihe von ursprünglich geplanten Vorhaben wurde vorerst gestrichen oder abgeschlankt. Von "Optimierungs-, Reduktions- und Rückstellpotenzialen" im Ausmaß von rund 15 Millionen Euro, das sind etwa 4 Prozent des Gesamtvolumens, ist die Rede.

Betroffen sind vor allem technische und Ausstattungsänderungen, teilweise auch funktionelle Anpassungen. So kommt es vorerst nicht zum Vollausbau eines Ausschusslokales unter dem historischen Sitzungssaal – ein späterer Ausbau ist möglich. Auch die geplanten Büroausbauten über dem historischen Sitzungssaal werden reduziert. Statt 8 Hauptliftanlagen soll es nun nur 6 geben, und die Couloirerweiterungen in den Wirtschaftshöfen werden zurückgestellt. Das Gesamtkonzept und die vorgesehenen zusätzlichen Funktionen des Gebäudes seien davon nicht berührt, hieß es weiter.

Eine Million Kabel

In den nächsten drei Jahren werden im Parlament rund eine Million Meter Kabel neu verlegt, 750 Fenster thermisch saniert, 500 Luster und Leuchten frisch aufpoliert, 600 Türen saniert und 12.000 Quadratmeter Parkettboden verlegt. Insgesamt wird eine Fläche von 55.000 Quadratmeter saniert, durch Ausbau von Lager, Technik und Nebenräumen kann die Nutzfläche um etwa 10.000 Quadratmeter gesteigert werden.

Herzstück der Umbauarbeiten ist die Neugestaltung des Nationalratssitzungssaals. Dort wird derzeit über mehrere Etagen ein Baugerüst aufgebaut, um die Wandverkleidung aus Nussholz abnehmen zu können. Ab Juni finden dann große bauliche Eingriffe statt. Der Saal wird weitgehend barrierefrei gestaltet, darunter entsteht ein neues Ausschusslokal. Über dem Saal wird ein neues gewölbtes Glasdach mit einem Besucherrundgang darunter gebaut. Das Wesen des Sitzungssaales soll bei der Sanierung erhalten werden. (APA, 19.4.2018)