Am Schluss kommentierten alle den Auftritt von Melania. Dieses Kostüm, und dann dieser Hut! Auf Twitter ging es rund. Trumps Ehefrau hatte sich anlässlich des dreitägigen Besuchs aus Paris zu einem Outfit durchgerungen, das den Ansprüchen der Hauptstadt der Mode gerecht werden sollte. Die Farbe Weiß hatte es für den offiziellen Empfang im Weißen Haus sein sollen, darüber waren sich Melania Trump und Brigitte Macron immerhin einig.

Während aber die Französin in einem Kostüm von Chanel antrat, interpretierte Trump ihren Auftritt konsequent amerikanisch: der Zweiteiler designt von Michael Kors, ihr Hut (elegant wie ein überdimensioniertes Wagenrad, mittlerweile mit eigenem Twitter-Account), entworfen von Trumps persönlichem Stylisten Hervé Pierre. Die Reaktionen auf den Denver-Clan-Look fielen wenig charmant aus. Ist das jetzt Beyoncé (in ihrem Video zu ihrem Song "Formation") oder sehen wir hier die Wiederauferstehung von Jude Law als jungem Papst?

Zwei in Weiß in der National Gallery of Art in Washington: Brigitte Macron (links) in Chanel und Melania Trump (rechts) in Michael Kors.
Foto: APA/AFP/SAUL LOEB

Das alles war natürlich vollkommener Unsinn. Melania Trump sah oben herum aus, als sei sie gerade einem jener legendären Raffaello-Spots entsprungen, die sich ins kollektive Werbegedächtnis eingebrannt haben. Der behütete Auftritt in unschuldigem Weiß ist ihr nicht zu verübeln: Der Ehefrau von Trump kann es derzeit nicht schaden, den Eindruck von Unbeschwertheit und Leichtigkeit zu vermitteln.

Der unbeschwerte Auftritt der Raffello-Frau im Jahr 1990 dank "weißer Mandel, eingebettet in feine Milchcreme mit dem besten aus entrahmter Milch, umhüllt mit knuspriger Waffel und zartem Kokos".
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Das Ablenkungsmanöver ging auf, obwohl man den Blick nur gen Boden schweifen lassen musste, um zu verstehen, dass die First Ladys ganz sicher nicht im Raffaello-Himmel schwebten. Macron und Trump absolvierten (wie bereits während der öffentlichen Baumpflanz-Aktion) ihren gemeinsamen öffentlichen Auftritt im Stechschritt – und begaben sich in schwindelerregende Höhen. Zwölf Zentimeter hohe Manolo Blahniks (in angriffslustigem Schwarz und Blau) – darunter ging es in den letzten Tagen nicht.

Oben Raffaello, unten Stechschritt.
Foto: APA/AFP/JIM WATSON

Die Raffello-Frau wäre ins Stolpern geraten. Nicht so Melania und Brigitte. Die beiden bewahrten Haltung, die Drecksarbeit, das öffentliche Herumgeflirte und das Bäumepflanzen überließen sie den Ehemännern. Recht so. (Anne Feldkamp, 26.4.2018)

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