Hannover – Pausenlos reinigen die Nieren das Blut und regeln den Wasser- und Mineralstoffhaushalt. Doch eine Organtransplantation oder eine größere Operation kann sie überfordern, so dass sie akut versagen.

Diesen lebensgefährlichen Zustand früh erkennen oder sogar vorhersagen zu können, um besser therapieren oder das Versagen sogar verhindern zu können – diesen Zielen widmet sich das Team um Faikah Güler von der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Forscherin der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen will dafür in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam einen Bluttest entwickeln.

Präziser als Kreatinin

Bisher zeigt unter anderem der Kreatinin-Gehalt im Blut an, ob die Niere gesund ist. Doch dieser Stoff entsteht erst bei Muskelaktivität, die bei im Bett liegenden Patienten gering ist. Die Forscher suchen nun nach Eiweißen im Blut, die akutes Nierenversagen früh anzeigen beziehungsweise vorhersagen können. "Wir suchen nach ‚Biomarkern‘, die die besten Informationen über das Krankheitsgeschehen geben", sagt Güler.

In Blut- und Urinproben von 300 MHH-Patientinnen und -Patienten, die am Herzen operiert werden oder eine Lunge beziehungsweise eine Niere transplantiert bekommen, suchen sie aus 32 verschiedenen Eiweißen jene vier bis sechs aus, die sich in ihrer Kombination als Biomarker-Test am besten eignen.

Mit Hilfe der neuen Biomarker soll die Therapie individuell auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt werden können. Die Hoffnung der Wissenschafter: Die notwendigen Medikamente – Schmerzmittel, Antibiotika und Immunsuppressiva – sollen so ausgewählt werden, dass sie die Nieren möglichst wenig belasten. Der Test will auch verhindern helfen, dass das akute Nierenversagen in ein chronisches Nierenversagen übergeht. (red, 29.4.2018)