Wie der in Auslieferung befindliche Nahverkehrszug ÖBB-Cityjet sehen künftig alle Triebzüge der Staatsbahn aus. Die hauseigene Werkstättentochter lackiert sie um.

Foto: Christian Fischer

Wien – Nach dem schwierigen Jahr 2016 hat der Konjunkturaufschwung die ÖBB kräftig angeschoben, insbesondere deren Güterbahn Rail Cargo Austria (RCA). "Wir haben das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der ÖBB erwirtschaftet", jubelte ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä am Donnerstag bei Vorlage des Geschäftsberichts 2017. Der Konzernumsatz stieg um fünf Prozent auf 5,52 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern (EBT) um zehn Millionen auf 176,3 Millionen Euro. Stabil bleiben auch die Fahrgastzahlen in ÖBB-Zügen mit 246 Millionen (nach 244 im Jahr 2016), die Passagierzahlen im ÖBB-Postbus hingegen stagnierten bei 213 Millionen.

Beitrag aus der ZiB um 17:00 Uhr
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Die Steigerung im Personenverkehr – der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 2,14 Milliarden Euro – sei vor allem dem Fernverkehr zu verdanken, insbesondere das von der Deutschen Bahn übernommene Nachtzuggeschäft "ist sehr gut gelaufen", wie Matthä mit Verweis auf den von Bund und Ländern finanzierten Nah- und Regionalverkehr sagte. Die von der öffentlichen Hand bestellten Gemeinwirtschaftlichen Leistungen waren mit 1,046 Milliarden Euro um 46 Millionen Euro höher als 2016, der Umsatz stieg aber um 100,3 Millionen Euro. Die Umsätze im Ausland werden um rund 36 Millionen oder ein Fünftel höher angegeben.

Billigere Vorteilscard

Auch der von 99 auf 66 Euro reduzierte Preis für die Ermäßigungskarte ("Vorteilscard") sei gut angekommen, 900.000 Bahnkunden hätten bereits eine. Der Rabatt wird nicht nur beim Onlinekauf gewährt, sondern auch klassischen Erlagscheinzahlern.

Abzüglich öffentlicher Finanzierung, die auch Fern- bzw. Schnellzüge in den Süden und nach Vorarlberg (ab Salzburg) umfasst, bleibt ein Marktumsatz von rechnerisch 1,09 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um fünf auf 109 Millionen Euro.

Aufschlussreich ist ein Blick in den 204 Seiten starken Geschäftsbericht auch betreffend die Gütersparte RCA. Ihr Umsatz stieg wohl um fünf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, 416 Millionen davon kamen freilich von ÖBB-Technische Services. Die überwiegend konzernintern beschäftigte Werkstättentochter erbringt die laufenden Wartungsarbeiten für diverses Rollmaterial und war darüber hinaus mit Refurbishment beschäftigt: Sämtliche ÖBB-Nahverkehrszüge (Elektro- und Dieseltriebzüge) wurden modernisiert, neu lackiert und mit dem Schriftzug "ÖBB-Cityjet2" versehen.

Das diene dem einheitlichen Flottenauftritt, bald hätten alle ÖBB-Züge Internet. Weitere 91,1 Millionen Euro RCA-Umsatz kamen vom Staat unter anderem für unrentable Gütertransporte wie Gefahrengut. Knapp 42 Prozent der RCA-Umsatzerlöse kommen übrigens aus dem Ausland – der ÖBB-Güterverkehr käme ärmlich daher, hätte die ÖBB vor zehn Jahren nicht die Ungarn-Tochter RCH um rund 400 Millionen Euro gekauft (oder sie nach der Finanzkrise wieder verkauft statt saniert). Wie auch immer, das RCA-Betriebsergebnis (Ebit) schrumpfte aufgrund des extremen Preisdrucks um fünf Prozent auf 57,3 Millionen Euro, sagte Matthä.

Auch heuer Preiserhöhung

Die Eigenkapitalquote des ÖBB-Konzerns stieg von 7,7 auf 8,1 Prozent. Wie jedes Jahr soll es bei Ticketpreisen auch heuer eine "moderate Preiserhöhung" geben.

Wie die Republik Österreich, die neben dem Milliarden-Bahnausbau auch Erhaltung und Betrieb des Schienennetzes finanziert und für die Annuitäten (Zinsen, Kapitaltilgung) der um 750 Millionen auf 23,55 Milliarden Euro angewachsenen Finanzverbindlichkeiten aufkommt, profitierte auch die Bahn von der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Allein die Schuldenaufnahme über die Bundesfinanzierungsagentur und deren Umschuldungen verbesserten das Finanzergebnis um 31 Millionen Euro auf minus 614 Millionen Euro.

Bergab ging es mit dem Betriebsergebnis (Ebit), es ging trotz höherer Gesamterträge um 2,6 Prozent auf 790 Millionen Euro zurück. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denn mit Anlagenzugängen steigen die Abschreibungen: 2017 um 65 Millionen Euro auf 1,03 Milliarden Euro. "Aber es werden ja auch Werte geschaffen", sagte Matthä – wie um die Kritiker des Schuldenmachens zu besänftigen. Das Parlament hat die Regierung ermächtigt, die Vorbelastungen künftiger Budgets auf 41 Milliarden Euro zu erhöhen. Es geht munter weiter: Bis 2023 werden pro Jahr zwischen 1,9 und 2,6 Milliarden Euro in Tunneln und Bahnhöfen verbaut, vor allem auf der Südstrecke.

Im Spätsommer will man die Auftragsvergabe für neue Fernzüge starten, der Auftrag für neue Reisezugwagen um bis zu 400 Millionen Euro steckt noch immer in der Pipeline. (ung, 26.4.2018)