Das ist jetzt natürlich schwer zu sagen, ob es geschäftstüchtiges Kalkül oder seine fixe Überzeugung ist, wenn Seat-Chef Luca de Meo sagt, dass er in "CNG mehr als eine Brückentechnologie" sieht. Aber alles andere wäre auch wenig klug, wenn nun die Spanier im VW-Konzern die Erdgasstaffel übernehmen.

Erdgas sagt man aber nicht so gern, sondern eben CNG – vielleicht auch, weil die Erdgasgeschichte bis heute keine supererfolgreiche im Konzern ist. Markenübergreifend bot man schon sehr früh Fahrzeuge mit dieser Technologie an und hoffte auf traumhafte Absatzzahlen, weil dieser Antrieb eine ganze Reihe von Vorteilen hat.

Günstiger und sauberer

Mit Erdgas zu fahren ist nämlich noch einmal günstiger als mit Diesel, und weil die Erdgasmotoren nur leicht modifizierte Benziner sind, laufen sie auch noch deutlich ruhiger, angenehmer. Und sie sind umweltfreundlicher. Aber aus irgendeinem Grund blieb der Gasauto-Boom aus.

Zumindest in Österreich. Nicht so in Italien. Die mögen Flüssiggas, LPG und CNG, das "compressed natural gas", Erdgas eben, im Grunde fossiles Methan.

Seat bietet den Leon ST, den Leon und den Ibiza als TGI an, den Mii als Ecofuel – alle fahren am effizientesten mit Erdgas, alternativ mit Benzin.
Foto: Seat

Doch trotz fossilen Ursprungs: Reines Methan verbrennt sehr sauber. Der Rußpartikelausstoß ist laut Seat um 99 Prozent geringer als beim Diesel, der von NOx um 95 und jener des CO2 um 25.

Darum setzt Seat jetzt auch massiv auf das Umweltthema. Und da haben wir wohl einen weiteren Grund, warum Seat lieber CNG sagt. Dieses würde man bei Seat ja am liebsten nur aus regenerativen Quellen gewinnen.

Man spricht von Biogasanlagen, die organische Abfälle in Methan verwandeln, oder von überschüssigem Strom aus Windkraftanlagen, mit dem man massenweise supersauberes Methan als Energiespeicher erzeugt. Blöd nur: An den heimischen Tankstellen tanken wir fossiles Erdgas.

Infrastruktur

Mit den Tankstellen sind wir bei einem weiteren wichtigen Thema: der Infrastruktur. Mit 160 CNG-Tankstellen ist die in Österreich flächendeckend ausgebaut. Und sollte man einmal doch keine Erdgastankstelle verfügbar haben, fährt man einfach mit dem Sprit aus dem Benzintank weiter.

Bei Seat ortet man steigendes Interesse an der Technologie. Die drohend angedachten Dieselfahrverbote spielen den emissionsarmen CNG-Verbrennern da gut in die Hand. Die derzeit schärfste gültige Abgasnorm 6d temp einzuhalten gelingt ohne Abgasnachbehandlung. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Seat künftig den Benzintank der TGI-Fahrzeuge verkleinern und das Volumen der Gastanks weiter vergrößern wird.

Zustimmungssteigerung

In der Zulassungsstatistik bildet sich der neue Zuspruch noch nicht ab, obwohl, vom Ibiza wurden heuer schon 50 Autos bestellt.

Seat taucht da aber auch ein wenig an, muss man sagen, und gibt bis Jahresende einen 2000-Euro-Bonus, wodurch der Ibiza mit dem 90-PS-TGI-Motor gleich viel kostet wie der 95 PS starke Benziner, ab 15.990 Euro. Der Kombi Leon ST startet bei 23.240 Euro, der Leon selbst bei 22.090 Euro und der Mii bei 11.090 Euro.

Die Nachteile der CNG-Seats sind überschaubar. Der Kofferraum ist geringfügig kleiner, man braucht alle drei Jahre eine Sichtprüfung der Gasanlage, und die Fahrzeuge sind rund 100 Kilogramm schwerer. Fehlt uns also nur noch sauberes Biomethan. (Guido Gluschitsch, 18.5.2018)