Unterstützung durch einen Schulpsychologen? "Es gibt einen für den ganzen Bezirk", sagt Frau L..

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Unlängst war wieder einer dieser Tage. Da hat die Deutsch-, Geschichte- und Sportlehrerin versucht, zwei Mädchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, ein Kind mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), mehrere Legastheniker und "einen Schulverweigerer" zu unterrichten.

Es blieb beim Versuch. Weil der Bub, den sie als "Schulverweigerer" beschreibt, in der Stunde davor eine schlechte Note auf eine Schularbeit bekommen hatte, "ist er in meiner Stunde durchgedreht, er hat hyperventiliert und geweint". Das Problem: "Das ADHS-Kind hatte vergessen, seine Medikamente zu nehmen, und wird durch so etwas noch aktiver und aggressiver." Also stand Frau L. wieder einmal mit dem Mobiltelefon im Klassenzimmer und kontaktierte die Eltern. Schließlich wurde das Kind, das an ADHS leidet, von der Mutter abgeholt.

Zu wenige Psychologen

Es sei nicht jeden Tag so, erklärt Frau L., aber oft. Die Neue Mittelschule in Großstadtnähe, an der sie unterrichtet, nennt sie ebenso wie ihren Namen – in der Zeitung will sie beides lieber nicht lesen.

Fragt man Frau L. nach Unterstützung durch eine Schulpsychologin, einen Schulpsychologen, muss sie schmunzeln: "Es gibt einen für den ganzen Bezirk." Außerdem sei der mehr dafür gedacht, "dass wir ihn als Lehrer um Rat fragen". Die Zeit, sich mit den Schülerinnen und Schülern direkt zu befassen, habe der Psychologe gar nicht.

Also liest sich Frau L. ein, etwa wie mit dem Thema Magersucht umzugehen sei oder was bei Schulangst getan werden kann. "Ich bin bei diesen Problemen kein Profi", sagt sie, also holt sie sich auch von erfahrenen Lehrerkollegen Rat. Ihrer Schätzung nach hätten mindestens 16 Schüler, die sie unterrichtet, psychosomatische Probleme, glaubt Frau L.

Ausbildungs-"Farce"

Die Lehrerausbildung an der Pädagogischen Akademie bezeichnet sie auch abseits der Nichtvorbereitung auf den Schulalltag als "Farce". Jede der meist weiblichen Kolleginnen sei bei den Prüfungen durchgekommen, auch wenn das in keiner Relation zum vorhandenen Wissen gestanden sei.

Dass sie trotz allem alles andere als frustriert klingt, hängt wohl auch mit dem eigenen, nicht gerade klassischen Karriereweg zusammen. Bevor Frau L. nämlich als Pädagogin im Klassenzimmer gelandet ist, hat sie selbst die Schule und später auch eine Lehre abgebrochen. (Karin Riss, 3.5.2018)