Daten von 87 Millionen Facebook-Usern soll Cambridge Analytica missbräuchlich benutzt haben.

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Washington – Cambridge Analytica stellt den Betrieb ein und meldet Insolvenz an. Die britische Datenanalysefirma im Zentrum des jüngsten Facebook-Skandals begründete den Schritt am Mittwoch damit, dass sie angesichts von Kundenschwund und steigenden Anwaltskosten keine Alternative sehe. Die finanzielle Lage sei "prekär".

"Durch die Welle der Medienberichterstattung haben uns praktisch alle unsere Kunden und Zulieferer den Rücken gekehrt." Cambridge Analytica sei zahlreichen ungerechtfertigten Anschuldigungen ausgesetzt worden. Die Firma sei für Geschäftspraktiken diffamiert worden, die nicht nur legal, sondern auch im Bereich sowohl politischer als auch kommerzieller Online-Werbung weithin als Standard akzeptiert seien. Auch die Muttergesellschaft SCL Elections gibt den Angaben zufolge mit sofortiger Wirkung ihr Geschäft auf.

Offenbar nur Name geändert

Möglicherweise handelt sich aber nur um eine "kosmetische" Änderung: Das offizielle britische Handelsregister listet nach Angaben des Online-Magazins "The Register" unter derselben Adresse die im vergangenen Jahr gegründete Firma "Emerdata". Auch das Management und die Investoren seien zum großen Teil dieselben wie bei Cambridge Analytica und SCL.

Der Sender NBC berichtete, Cambridge-Analytica-Investorin Rebekah Mercer und diverse Top-Manager des Unternehmens seien bereits kurz vor Ausbruch des Skandals bei Emerdata an Bord gegangen. Darunter sei der Technologie-Chef von Cambridge Analytica, Alexander Tayler.

Im zuletzt bekannt gewordenen Skandal um Cambridge Analytica hat Facebook eingeräumt, dass Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern des sozialen Netzwerks bei der britischen Firma gelandet sind: Sie sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgeschlachtet worden sein. In Europa sind laut Facebook bis zu 2,7 Millionen Nutzer betroffen. Was nun aus den bei Cambridge Analytica entwickelten Algorithmen und den daraus gewonnenen Persönlichkeits-Profilen wird, blieb vorerst unklar. (Reuters, red, 2.5.2018)