Wenn Kinder nicht genügend schlafen, ist das nicht nur anstrengend, sondern womöglich auch ein gewichtiges Problem. Zumindest sagen das britische Forscher, die 42 einschlägige Studien ausgewertet haben.

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Eine Studie der britischen University of Warwick hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche, deren Schlafpensum regelmäßig unter der empfohlenen Dauer liegt, eher übergewichtig oder adipös sind als Gleichaltrige, die ausreichend schlafen. "Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass Schlaf ein wichtiger Risikofaktor für Adipositas sein könnte", interpretiert Studienleiterin Michelle Miller das Ergebnis.

Konkret werteten die Forscher für ihre Metaanalyse 42 prospektive Studien aus, insgesamt wurden Daten von 75.499 Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis 18 Jahren analysiert. Die durchschnittliche Schlafdauer wurde durch mehrere Methoden gemessen – angefangen von Fragebögen bis hin zu Schlaftrackern.

Die Forscher teilten die Probanden in Kurz- und Normalschläfer ein. Als Kurzschläfer galten jene Kinder, die kontinuierlich weniger als die empfohlenen Schlafzeiten einhielten. Als Referenzwert dienten die aktuellen Richtlinien der National Sleep Foundation in den USA. Diese empfiehlt etwa für Säuglinge (vier bis elf Monate) zwischen zwölf und 15 Stunden Schlaf. Kleinkinder im Alter zwischen ein und zwei Jahren sollten demnach elf bis 14 Stunden schlafen, für Kindergarten- und Vorschulkinder gelten zehn bis 13 Stunden als optimal. Schulkinder zwischen sechs und 13 Jahre sollten zwischen neun und elf Stunden schlafen, Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren acht bis zehn Stunden.

Alle Altersgruppen betroffen

In den 42 Untersuchungen wurden Veränderungen im Body-Mass-Index (BMI) über einen medianen Zeitraum von drei Jahren gemessen. Das Ergebnis: In allen Altersgruppen nahmen die Kurzschläfer an Gewicht zu, ihr Risiko für Übergewicht oder Adipositas war insgesamt um 58 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.

"Die Ergebnisse zeigten einen konsistenten Zusammenhang über alle Altersgruppen hinweg", betont Michelle Miller. Das deute darauf hin, dass das erhöhte Risiko sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Kindern vorhanden sei. Trotz einiger Unterschiede zwischen den Studien war eine auffallend konsistente Korrelation zwischen Kurzschlaf und Adipositas zu beobachten, schreiben die Studienautoren.

Keine Retrospektive

Die Annahme der Forscher ist nicht neu. Schon länger vermuten Wissenschafter einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und dem erhöhten Risiko für Übergewicht beziehungsweise Adipositas. Allerdings handelte es sich dabei meist um retrospektive Beobachtungsstudien. "Die Bedeutung unseres Ansatzes besteht darin, dass nur prospektive Längsschnittstudien eingeschlossen wurden. Der Effekt, dass Kurzschlaf die Entwicklung von Fettleibigkeit fördert, deutet stark in Richtung Kausalität", ist Koautor Francesco Cappuccio überzeugt.

Die Forscher schlagen vor, Aufklärungs- und Bildungsprogramme für Eltern und Kinder zu etablieren, in denen auf die Bedeutung des Schlafs für den Stoffwechsel hingewiesen wird. (red, 4.5.2018)