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Gräserpollenallergiker sollen blühende Wiesen beim Laufen eher meiden, raten Experten.

Foto: dpa/Gero Breloer

Manche Läufer haben es im Frühjahr mit einem hartnäckigeren Gegner als der Stoppuhr und dem Schweinehund zu tun: Pollenallergiker kommen jetzt beim Sporteln im Freien ordentlich ins Schnaufen. Als "kurz und heftig" beschreibt Fritz Horak, ärztlicher Leiter des Allergiezentrum West in Wien, die nun ausklingende Baumpollensaison.

Viele können aber immer noch nicht aufatmen. Denn nun sind es immer öfter die Gräserpollen, die das Immunsystem Betroffener in Aufruhr versetzen und zu allergischen Reaktionen führen. Niesen, eine laufende Nase, juckende Augen, aber auch Husten, Atemnot und sogar Asthmaanfälle sind die Folge.

Wer diese Symptome hat, dem rät Horak zuallererst zu einem Allergietest, um herauszufinden, worauf genau man allergisch ist. Dann kann zumindest den Symptomen durch Nasensprays, Augentropfen und Tabletten aus der Gruppe der Antihistaminika zu Leibe gerückt werden.

Früher haben diese Medikamente sehr müde gemacht. "Bei neueren Medikamenten treten diese Nebenwirkungen aber so gut wie nicht mehr auf", beruhigt Horak. Nachsatz: "Da reagiert aber jeder Patient anders."

Richtiges Timing

Besonders viele Pollen sind an sonnigen und windigen Tagen in der Luft, nach Regenfällen können sich Allergiker dafür über Linderung freuen. Horak rät dazu, die anstrengenderen Laufeinheiten wie beispielsweise Intervalle so zu timen, dass die Pollenbelastung niedrig ist, etwa indem das Training am frühen Morgen absolviert wird. Denn mit zunehmender Anstrengung steigt auch die Atemfrequenz. So werden mehr Pollen eingeatmet. "Wettkämpfe sollte man sich als Allergiker daher nicht gerade in die Pollen-Hauptsaison legen."

Auch in der Praxis des Linzer Allgemein- und Sportmediziners Andreas Dallamassl waren die Pollen heuer schon sehr früh Thema. Er rät Gräserpollenallergikern zu Läufen im Wald – und dazu, blühende Wiesen zu meiden. Auf 1.500 bis 2.000 Metern Seehöhe ist die Pollenbelastung außerdem kaum noch wahrnehmbar, erzählt Dallamassl, genau wie am Meer. "Im Notfall muss man eben Indoor aktiv sein."

Immuntherapie kann helfen

Besonders trügerisch: "Während der Belastung sind die Symptome oft nicht so stark, dafür setzen sie danach ein", so Dallamassl. Langzeitschäden befürchtet der Allergologe Fritz Horak für betroffene Sportler jedoch nicht. "Es kann aber akut zu starken Beschwerden kommen." Im Extremfall sogar zu einem Asthmaanfall. "Dann muss sofort mit dem Training aufgehört und ein Arzt aufgesucht werden", betont Horak.

Schlechte Nachrichten für Allergiker: Bei den meisten Betroffenen nehmen die Allergien von Jahr zu Jahr eher zu als ab. Wer vorsorgen möchte, kann laut Horak aber bereits im Herbst mit einer Immuntherapie für das kommende Pollenjahr beginnen.

Duschen und Kleidung wechseln

Nach dem Laufen wird empfohlen, sich sofort zu duschen und das Gewand zu wechseln, um an Körper und Kleidung haftende Pollen zu entfernen. Gewaschene Kleidung sollte außerdem nicht im Freien aufgehängt werden. Dallamassl empfiehlt, sich zum Abklingen der Symptome in eine möglichst "pollenfreie Umgebung", also ins Gebäudeinnere, zurückzuziehen.

Gräserpollenallergiker müssen noch bis Juli durchhalten, schätzt Horak. Wer Motivation braucht: Auch Salaheddine Bounasser litt beim kürzlich über die Bühne gegangenen Wien-Marathon unter seiner Pollenallergie. Am Ende lief der Marokkaner trotzdem nach 2:09:29 Stunden als Erster durchs Ziel. (Franziska Zoidl, 11.5.2018)