Nach Hitlers Lieblingsbildhauer Josef Thorak ist eine Straße in Aigen benannt. Die Umbenennung wird seit Jahren gefordert.

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Salzburg – Erste Empfehlungen gibt es erst 2020: Das ist das vorläufige Resümee der Salzburger Kommission, die sich mit der Änderung von belasteten Straßennahmen beschäftigt. Der Grund, warum es weitere zwei Jahre dauert, bis sich schlussendlich der Gemeinderat mit den Straßennamen beschäftigen wird: Erst wenn alle 64 Biografien von NSDAP-Mitgliedern und darüber hinaus mit dem NS-Regime verstrickten Personen aufgearbeitet sind, werde es zu einer Einteilung der Personen in drei Kategorien kommen, sagt der Leiter des Stadtarchivs, Peter Kramml. Bisher sind elf Biografien auf der Website der Stadt Salzburg zu finden.

Diese Kategorien bestimmen, wie belastet ein Namensgeber ist – wie sehr er also in das NS-Regime verstrickt war. Kategorie 1 betrifft Personen, die zwar dabei waren, aber sich keiner Verbrechen schuldig gemacht haben. Kategorie 2 sind Nazis, deren Aktivitäten bereits einer Erläuterungstafel bedürfen. Und zur Kategorie 3 gehören hochbelastete Personen, bei denen eine Umbenennung der Straße angeregt wird. Derzeit sind in der Stadt Salzburg 46 Straßen nach NSDAP-Mitgliedern benannt und nur 37 nach Frauen.

Karajan und Thorak unter prominenten Namensgebern

Unter den braunen Namensgebern sind auch prominente Salzburger. Bei einigen ist die Nazi-Vergangenheit durchaus bekannt – etwa Herbert von Karajan, nach dem in Salzburg sogar ein Platz neben dem Festspielhaus benannt ist. "Karajan hat vom NS-Regime profitiert und seine Karriere gemacht", sagt der Historiker Johannes Hofinger, der die Biografien aufarbeitet. Oder Ferdinand Porsche, der SS-Oberführer war. Oder Gustav Resatz: Der Bildhauer war "Nationalsozialist und Rassist aus Überzeugung", sagt Hofinger. Er betrieb als Puppenspieler Propaganda und war Leiter der Werkschule Gloggnitz.

Der umstrittenste Namenspatron ist Josef Thorak. Über Hitlers Lieblingsbildhauer wurde eine umfangreiche, 64 Seiten starke Biografie erstellt. Seit Jahren fordern Künstler, Anrainer, der KZ-Verband und die Bürgerliste, die Thorak-Straße umzubenennen. Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller ärgert sich über das "Verschieben auf den Nimmerleinstag" und kündigt an, einen Zusatzantrag auf Umbenennung der Thorak-Straße zu stellen. Der KZ-Verband wird ebenso nicht müde, eine Umbenennung zu fordern, und verweist auf Wien, wo es ja auch möglich gewesen sei, den nach dem radikalen Antisemiten Karl Lueger benannten Teil des Rings in Universitätsring umzubenennen. (Stefanie Ruep, 4.5.2018)