Regisseurin Sabine Derflinger sagt in einem Statement: "In meinen Anfangsjahren wurden mir immer wieder 40 Prozent weniger Honorar als meinen männlichen Kollegen angeboten, die auch nicht mehr Erfahrung hatten." Sie spricht sich zudem für eine "50:50-Quote für Regisseurinnen" aus.

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Obwohl fast ebenso viele Frauen wie Männer Film studieren, sind nur zehn Prozent der ProfessorInnen weiblich. Filmschaffende Frauen verdienen schlechter als ihre männlichen Kollegen, bekommen auch weniger Förderungen. Und obwohl ihre Filme häufiger prämiert werden, erhalten Regisseurinnen im Durchschnitt weniger an Preisgeld.

Das sind einige zentrale Ergebnisse des "Film Gender Report", der im Auftrag des Österreichischen Filminstituts und des Bundeskanzleramts vom Institut für Soziologie der Universität Wien erstellt wurde. Der am Montag präsentierte Bericht attestiert der Filmbranche ungleiche Geschlechterverhältnisse in sämtlichen Bereichen. Basis für die Studie waren Daten aus den Jahren 2012 bis 2016, die von elf Förderungsinstitutionen, 13 österreichischen Filmfestivals sowie der Filmakademie Wien zur Verfügung gestellt wurden. Analysiert wurden zudem 100 österreichische Kinospielfilme.

Ergebnisse im Detail

Wie die Studie zeigt, fängt die Ungleichheit bereits bei der Ausbildung an. Wiens renommierte Filmakademie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst bildete im Untersuchungszeitraum zwar jährlich nahezu ebenso viele Frauen (47 Prozent) wie Männer aus – hingegen sind nur 30 Prozent aller Lehrenden Frauen und überhaupt nur zehn Prozent aller Professuren weiblich besetzt.

Frauen werden in der Filmbranche auch schlechter bezahlt. Der "Gender Pay Gap" umfasst etwa fünf Prozent, im Bereich Regie ist er offenbar am größten: Ein Viertel aller RegisseurInnen waren Frauen, erhielten aber nur ein Fünftel aller Honorare.

Filmförderungen, Filmfestivals

Ein weiteres Ergebnis des Reports ist, dass Frauen durchschnittlich weniger Förderung erhielten. Besonders die hohen Förderungen, mit Beträgen über eine Million Euro, gingen ausschließlich an Projekte mit mehrheitlichem Männeranteil im Stab. Mehr als die Hälfte der Filme mit hohem Frauenanteil erhielt Fördergelder von unter 50.000 Euro.

Filme von Regisseurinnen werden auf österreichischen Filmfestivals im Verhältnis zu ihrer Programmierung (knapp ein Viertel aller Langfilme wurden von Regisseurinnen inszeniert) überproportional häufig prämiert – sowohl vom Publikum als auch von Wettbewerbsjurys. Dennoch erhalten sie im Durchschnitt weniger an Preisgeldern. Die Differenz steigt mit zunehmender Höhe der Preisgelder und ist bei den drei höchstdotierten Preisen am größten.

Filmische Inhalte

Männer würden laut Studie in ihrer filmischen Darstellung differenzierter dargestellt. So bestanden in einer Analyse der Filminhalte mit Fokus auf die Hauptfiguren 85 Prozent der Kinospielfilme den sogenannten "Bechdel-Wallace-Test" für männliche Figuren. Das bedeutet: Es gab mindestens zwei Männer, die miteinander sprachen und zwar über etwas anderes als eine Frau. Hingegen bestanden den Test nur 53 Prozent der Filme für weibliche Filmfiguren (Mindestens zwei Frauen sprachen miteinander, über etwas anderes als einen Mann). Filmteams mit hohem Frauenanteil dürften häufiger Figuren auf die Leinwand bringen, die den "Bechdel-Wallace-Test" bestehen.

Außerdem: In den 100 analysierten Filmen war die körperliche Attraktivität weiblicher Filmfiguren dreimal häufiger Gesprächsthema als die Attraktivität männlicher Figuren.

Weiter Handlungsbedarf

Um das Ziel einer tatsächlichen Geschlechtervielfalt im österreichischen Filmschaffen zu erreichen, so das Conclusio des Filminstituts, bestehe weiterhin Handlungsbedarf. In einer ersten Reaktion fordert der Verein FC Gloria – eine Vernetzungsgruppe von Frauen in der Filmbrache – "ehebaldige Beseitigung der Ungleichstellung" und strukturelle Maßnahmen wie Quoten.

Wie bereits gesetzte Maßnahmen – darunter Preise, Workshops, Gremien-Neubesetzungen – greifen werden, werde erst bei künftigen Filmen und Reports ersichtlich sein, so das Filminstitut. (lib, 7.5.2018)