Mitte März sorgte ein Uber-Wagen für den ersten tödlichen Unfall mit einem vollautonomen Fahrzeug.

Foto: Uber

Mitte März sorgte erstmals ein völlig autonom fahrendes Auto für einen tödlichen Unfall. Ein Testfahrzeug von Uber erfasste eine Fußgängerin in Tempe (Arizona), die gerade die Straße überquerte. Neben dem menschlichen Leid sorgte der Vorfall auch für ein veritables PR-Problem für Uber und den vorläufigen Entzug der Lizenz für weitere Probefahrten in dem Bundesstaat.

Nun soll es Fortschritte in der Untersuchung des Unfalls geben. Dieser sei nicht nur wegen menschlichen Versagens passiert – ein an Bord befindlicher Mitarbeiter hatte seinen Blick kurz vor dem Unglück nicht auf die Straße gerichtet -, sondern auch aufgrund einer problematischen Einstellung der Bordsoftware.

Hindernis erkannt, aber keine Reaktion

Laut zwei von The Information zitierten Quellen habe das Auto, ein aufgerüsteter Volvo XC90, die Frau als Hindernis "erkannt", als sie mit ihrem Rad die Straße querte. Allerdings stufte es sie als wahrscheinliche Fehl-Erkennung ("False-Positive") ein. Der Algorithmus entschied darauf hin, dass es unmittelbar nicht notwendig sei, eine Ausweichbewegung zu initiieren.

Bei der Erkennung eines möglichen Hindernisses errechnet das Auto einen Wert, der angibt, wie "sicher" sich der Computer seiner Beobachtung ist. Eine Vorgehensweise, die üblicherweise sinnvoll ist, damit der Wagen nicht etwa bei über die Straße fliegenden Plastiksäcken oder Zeitungen reagiert. Der Wert soll in diesem Falle unter der von Uber festgelegten und lax angesetzten Schwelle gelegen haben, weswegen das Auto weiterfuhr, statt zu reagieren.

Kritik an zurückgefahrener Sicherheit

Das Unternehmen selbst äußert sich zu den Statements der Quellen nicht und verweist auf die laufende Untersuchung der Verkehrsbehörde NTSB. Man sei auch selbst damit befasst, die eigenen Autos gründlich zu überprüfen. Zudem lässt man sich in Sicherheitsfragen künftig vom ehemaligen NTSB-Chef Christopher Hart beraten.

Das ändert allerdings nicht an anderen Vorwürfen gegen Uber. Laut Kritikern ist Uber beim Testbetrieb seiner selbstfahrenden Autos erhebliche Risiken eingegangen. So hatte man etwa vor dem Unfall die Anzahl der menschlichen Sicherheitsfahrer pro Wagen von zwei auf einen reduziert. Laut Reuters hatte man auch an Lidar-Sensoren gespart, die eine wichtige Rolle bei der Messung von Geschwindigkeit und Abständen zu Hindernissen einnehmen. Gleichzeitig sollen die Behörden Uber weitgehend unbehelligt gelassen haben, zumal das Unternehmen laut vom "Guardian" geleakten E-Mails gute Beziehungen zu Arizonas Gouverneur Doug Ducey pflegt.

Ungeachtet des tödlichen Unfalls will Uber aber sein Programm für selbstfahrende Autos weiter betreiben. CEO Dara Khosrowshahi, der im August 2017 Travis Kalanick beerbte, bekräftigte dies Mitte April in einem Talkshow-Interview. (red, 08.05.2018)