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Neos-Vorsitzender Matthias Strolz übergibt Ende Juni den pinken Chefsessel.

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Nicht alle bei den Neos sind mit der bisherigen Vizevorsitzenden Beate Meinl-Reisinger als neuer Parteichefin einverstanden und glücklich.

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Matthias Strolz sprach am Dienstagabend eine klare, wenn auch "persönliche Empfehlung" an seine Partei, die Neos aus. Er wünsche sich Beate Meinl-Reisinger als seine Nachfolgerin an der Parteispitze. Sie verfüge über eine "gewaltige Kapazität", sagte er, und sei zudem eine gute Rhetorikerin. Ein "politischer Kopf durch und durch", ihre Stärke sei die Entschlossenheit.

Und sie sei wirklich ein Stachel im Fleisch, dies musste Strolz gleich mehrfach wiederholen, das wisse er aus eigener Erfahrung, auch aus manchen Streits. Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache könne er diesbezüglich nur alles Gute wünschen. Meinl-Reisinger, die derzeit noch Chefin der Wiener Landesorganisation ist, habe von allen möglichen Kandidaten in der Partei die größte Kraft, "sie ist meine Favoritin".

Meinl-Reisinger tritt an

Wenig später erklärte Meinl-Reisinger dann offiziell, dass sie antreten werde. Sie habe das im internen Forum der Partei bereits bekannt gegeben, sagte sie im ORF-Report. Die Entscheidung obliege aber ausschließlich den Mitgliedern. Sie rechnet auch mit Gegenkandidaten, denn: "Wir sind nicht Nordkorea." Die Botschaft an die pinke Basis: ""Ich bin nicht Matthias Strolz – ich werde nicht versuchen, in diese Fußstapfen zu treten, sondern alles daran setzen, neue Fußstapfen zu setzen."

Wahl Ende Juni

Ganz offiziell werden die Neos erst Ende Juni eine neue Chefin haben. In einer Vorstandssitzung am Dienstag wurde für den 23. und 24. Juni eine Mitgliederversammlung fixiert – und erst dort kann der Vorsitzende gewählt werden. Stimmberechtigt sind dann alle rund 2600 Neos-Mitglieder. Ganz klar ist die Wahl allerdings noch nicht.

Nicht alle bei den Neos sind mit Meinl-Reisinger als neue Parteichefin glücklich. Es gibt eine Fraktion innerhalb der pinken Partei, die sich für Veit Dengler an der Spitze ausspricht. Der Österreicher, der in Hamburg als Medienmanager tätig ist, war 2012 gemeinsam mit Noch-Chef Strolz einer der Mitbegründer der Neos, bringt sich politisch derzeit aber kaum ein. Er soll parteiintern auch bereits abgewunken haben: Er stehe als Parteichef nicht zur Verfügung. Dennoch macht sich jener Flügel innerhalb der Neos, der aus dem früheren Liberalen Forum (LIF) stammt und deren prominenteste Vertreterin die EU-Abgeordnete Angelika Mlinar ist, für Dengler stark.

Unterkühlte Wünsche

Mlinar, die neben Meinl-Reisinger stellvertretende Parteichefin ist, war es auch, die am Tag des überraschenden Rücktritts von Strolz am Montag als Einzige etwas unterkühlt via Twitter ausrichtete: "Alles Gute und Danke Dir @matstrolz. Ob der Zeitpunkt der richtige war, wird sich weisen."

Strolz unternahm am Dienstagabend in einer kleinen Runde von Journalisten noch einmal den Versuch, seinen Rückzug aus der Politik zu erklären. Er schlage sich seit Jahresbeginn mit dem Gedanken herum, sei nicht mehr zu hundert Prozent mit dem Herzen bei er Sache gewesen. Es habe Abnützungserscheinungen gegeben, und die Zeit in der Politik sei auch für seine Familie eine Zumutung gewesen.

Der Zeitpunkt sei einfach richtig gewesen. In seiner Dominanz als Gründer der Partei habe er andere, die ebenfalls großes Potenzial hätten, klein gehalten. Mindestens zehn Personen könne er nennen, die ministrabel seien, sie könnten jetzt leichter nach vorne an die Rampe treten.

Parlament bis Herbst

Am Mittwochvormittag tritt zuerst einmal der erweiterte Parteivorstand zusammen, segnet die geplante Mitgliederversammlung formal ab und diskutiert das weitere Vorgehen. Strolz macht zwar den Chefsessel bereits im Juni frei, will aber erst im Herbst aus dem Nationalrat ausscheiden und den Klub übergeben.

Mit weiteren Kandidaturen neben der Meinl-Reisingers wird jedenfalls gerechnet. Jedes Parteimitglied kann sich bis 14 Tage vor der Mitgliederversammlung aufstellen oder nominieren lassen. Zehn Tage vor dem Termin startet dann der Online-Dialog, bei dem sich alle Anwärter den Fragen der Mitglieder stellen müssen.

Schellhorn will nicht Chef werden

Aus dem Parlamentsklub ist wohl weniger mit einer Gegenkandidatur zu rechnen. Der Salzburger Gastronom Sepp Schellhorn will nicht Chef werden. Als möglicher Nachfolger wurde auch der stellvertretende Klubobmann Nikolaus Scherak genannt. Intern gilt es jedenfalls als ausgeschlossen, dass er gegen Meinl-Reisinger antreten würde.

Generalsekretär Nikola Donig betont, dass Partei- und Klubchef ein und dieselbe Person sein sollte, womit der Kreis der Kandidaten deutlich eingeschränkt ist – und Dengler nicht infrage käme, da er mangels Listenplatz nicht in den Nationalrat einziehen könnte. (Marie-Theres Egyed, Katharina Mittelstaedt, Michael Völker, 8.5.2018)