Wien – Das Projektziel war durchaus lobenswert: Sachkosten zu optimieren und also Einsparpotenziale zu heben. Die Durchführung des Projekts "Sound" im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) war aber verheerend, wie der Wiener Stadtrechnungshof (Stadt-RH) in einem aktuellen Bericht kritisiert. Gut gemeint war in diesem Fall das Gegenteil von gut.

Zur Sachkostenoptimierung innerhalb des KAV waren seit dem Jahr 2013 mehr als 400 Teilprojekte durchgeführt oder zumindest begonnen worden. Slogans lauteten unter anderem "Nachhaltigkeit schaffen", "Effektivität steigern" oder "Neue Ideen generieren". Das Einsparvolumen im Gegensatz zur erwarteten Kostenentwicklung wurde laut Projektauftrag mit 150 bis 170 Millionen Euro beziffert. Diese Einsparsumme sollte auch mit externen Beratern gefunden werden. Allerdings überstiegen die angefallenen Sachkosten bereits im Jahr 2016 den vom Beratungsunternehmen erst für 2017 erwarteten Zielwert von 1,023 Milliarden Euro, wie die Prüfer kritisch anmerkten.

Beratungsfirma erkannte Einsparpotential bei Beratungen

Laut Stadt-RH hat der KAV die prognostizierte Erhöhung der Sachkosten viel zu hoch angesetzt. Nach Ansicht der Prüfer ist zwischen 2014 und 2016 nur eine Summe von 29 Millionen Euro an Einsparungen erreicht worden. Demgegenüber stehen die Kosten für die Beratungsleistungen: Zwischen 2014 und 2016 wurden nur für externe Berater im Zusammenhang mit dem Projekt Sound fast 25 Millionen Euro ausgegeben. Für den Stadt-RH waren zudem "bei einer Reihe von Einsparungen von Sachkosten nur eine geringe Beteiligung des Beratungsunternehmens festzustellen".

Skurril ist auch, dass selbst die Beratungsfirma im KAV ein Einsparungspotenzial bei Beratungsleistungen in Höhe von 3,85 Millionen Euro erkannt hat. Selbst ohne das Projekt Sound hat der KAV die Ausgaben für externe Berater aber weiter erhöht. 2016 wurde um fast zwei Drittel mehr für Berater – exklusive Sound – ausgegeben als 2012. Das Ziel des Beratungsunternehmens wurde laut Stadt-RH "nicht realisiert".

Der KAV reagierte am Dienstag, dass das Projekt sehr wohl erfolgreich gewesen sei. In den vergangenen fünf Jahren seien 142 Millionen Euro eingespart worden. Der RH errechnete aber deutlich niedrigere Einsparungen.

Risiken bei Bauprojekt

Der Stadt-RH sah sich auch das Bauprojekt "Neu Leopoldau" näher an: Wie berichtet sollen auf der Altlast des ehemaligen Gaswerks Leopoldau bis 2020 rund 1400 Wohnungen errichtet werden. Für die Prüfer wurden aber die Umweltrisiken in der Startphase des Projekts nicht ausreichend analysiert, "um mögliche im Projektverlauf entstehende Risiken zu minimieren". Das Projekt wurde auch "ohne geeignetes Projektmanagementsystem" durchgeführt. Karl Kienzl vom Umweltbundesamt (UBA) sagte, dass Wohnen auf dem Areal "mit Sicherheit ohne jedes Risiko möglich" sei. Das UBA hat auch Proben entnommen und untersucht. (David Krutzler, 8.5.2018)