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Kim Dong-chul, Tony Kim und Kim Hak-song wurden freigelassen.

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Die Heimkehrer wurden auf der Andrews Air Force Base empfangen

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Washington/Pjöngjang – US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania haben drei von Nordkorea freigelassene amerikanische Staatsbürger persönlich in Empfang genommen. Sie kamen mit Außenminister Mike Pompeo Donnerstagfrüh auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington an. Ihre Freilassung gilt als ein Zeichen der Annäherung zwischen Pjöngjang und Washington.

Trump bemüht sich, Nordkorea zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms zu bewegen. Dazu will er bald auch direkt mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un verhandeln.

Am Ankunftsort auf der Luftwaffenbasis war eine riesige amerikanische Flagge zwischen den Leitern von zwei Feuerwehrlastern aufgespannt. Auch Vizepräsident Mike Pence und der nationale Sicherheitsberater John Bolton waren zu der nächtlichen Stunde am Flughafen, um die drei Männer in Empfang zu nehmen. Nach der Ankunft sollten die Männer zunächst für medizinische Untersuchungen zum Militärhospital Walter Reed bringen. Nach Angaben des Weißen Hauses war kein Familienmitglied der drei Männer am Flughafen zugegen.

Die nach ein bis drei Jahren Haft freigelassenen Männer – Kim Dong-chul, Tony Kim und Kim Hak-song – waren US-Angaben zufolge bei guter Gesundheit. Pompeo hatte die Männer nach Gesprächen in Nordkorea mit Kim und anderen Regierungsvertretern mitgenommen. Trump hatte die Freilassung daraufhin als Geste des guten Willens vor dem geplanten Gipfeltreffen mit Kim begrüßt. Die beiden wollen Ende Mai oder Anfang Juni zusammenkommen. Trump schrieb am Mittwoch ohne weitere Angaben, Ort und Zeit für dieses Treffen stünden nun fest.

Nordkorea hat in den vergangenen Jahren neben einzelnen US-Bürgern auch immer wieder Südkoreaner und andere Ausländer festgenommen, in der Regel wegen des Vorwurfs "feindseliger Handlungen". Nach Meinung von Beobachtern spielten die betroffenen Amerikaner vor allem als potenzielle Trümpfe bei bevorstehenden Verhandlungen eine Rolle.

Der in Südkorea geborene Amerikaner Kim Don-chul (64) wurde in Nordkorea im Jahr 2015 wegen angeblicher Umsturzversuche zu zehn Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Er war zuvor ausländischen Medienvertretern in Pjöngjang vorgeführt worden. Dabei hatte er sich selbst der Spionage für den südkoreanischen Geheimdienst bezichtigt. Dem Sender CNN hatte er Anfang 2016 gesagt, er sei als Chef eines Handelsunternehmens zwischen China und Nordkorea gependelt.

"Feindliche Handlungen gegen den Staat"

Kim Hak-song wurde in Nordkorea vor einem Jahr wegen des Vorwurfs feindseliger Handlungen festgenommen. Laut US-Medienberichten arbeitete er auf einem landwirtschaftlichen Forschungsbetrieb der von evangelikalen Christen gegründeten Pjöngjanger Universität für Wissenschaft und Technologie. Kim ist demnach ebenfalls koreanischer Abstammung und wurde in China geboren. Er soll in Kalifornien studiert und in den 2000er-Jahren die US-Staatsbürgerschaft angenommen haben.

Tony Kim wurde ebenfalls vor gut einem Jahr in Nordkorea festgenommen. Auch ihm wurde feindseliges Verhalten vorgeworfen. Auch er arbeitete für die Pjöngjanger Universität für Wissenschaft und Technologie und lehrte dort als Dozent für Rechnungswesen.

Ein weiterer Fall hatte vergangenes Jahr mit dem Tod eines US-Bürgers geendet. Der 21-jährige Student Otto Warmbier war nach einer Nordkorea-Gruppenreise Ende 2017 wegen Diebstahls eines Propagandaposters bei der Ausreise festgenommen und wegen "feindlicher Handlungen gegen den Staat" zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA im Juni 2016 starb er – er war damals bereits 15 Monate im Koma gelegen.

Warmbiers Familie klagte Nordkorea daraufhin wegen "brutaler Folter und Mordes". Die Klage beim Bundesgericht in der Hauptstadt Washington wurde nur einen Tag vor dem historischen Gipfeltreffen von Nord- und Südkorea im Grenzort Panmunjom eingereicht.

Mehrere Gipfeltreffen in der Region

Außenminister Pompeo war am Mittwoch zu einem nichtangekündigten Besuch in Pjöngjang eingetroffen. Es war bereits sein zweiter Besuch in Pjöngjang innerhalb weniger Wochen, allerdings sein erster als Außenminister. Den ersten hatte er noch als Chef des Geheimdiensts CIA unternommen. In seinen Gesprächen mit nordkoreanischen Regierungsvertretern warb Pompeo nach eigenen Angaben für eine Zusammenarbeit, "um Bedrohungen für die Welt abzubauen" und den Nordkoreanern "all die Chancen zu geben, die sie so sehr verdienen".

Pompeos Besuch erfolgt inmitten einer Reihe von Treffen hochrangiger Politiker in der Region: Am Dienstag reiste Kim zu einem Besuch zu Chinas Staatschef Xi Jinping, am Mittwoch kamen in Tokio Japans Ministerpräsident Shinzo Abe, Chinas Regierungschef Li Keqiang und Südkoreas Präsident Moon Jae-in zusammen, um über einen dauerhaften Frieden auf der Koreanischen Halbinsel zu beraten.

Nachdem die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea im vergangenen Jahr zugenommen hatten, kam im Februar diplomatische Bewegung in den Konflikt. Ende April trafen Kim und der südkoreanische Staatschef Moon zu einem historischen Gipfeltreffen im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea zusammen. (APA, AFP, 10.5.2018)