Eine militärische Eskalation zwischen Israel und dem Iran, wie sie sich in der Nacht zum Donnerstag angedeutet hat, ist genau jene Entwicklung vor der viele Kommentatoren in der Region nach Trumps einseitiger Aufkündigung des Iran-Atom-Deals gewarnt hatten.

Es fiel deshalb auch der Vergleich von der Büchse der Pandora, die geöffnet worden sei. Jedes Thema in der Region habe jetzt das Potential, dass sich die Lage verschlimmert, befand ein ägyptischer Analyst und wies auch auf die angespannte Situation vor der geplanten Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem in der kommenden Woche hin.

Saudi-Arabische Atombombe

Aus Saudi-Arabien kam nicht nur die zu erwartende Unterstützung für Trumps Schritt, sondern gleich auch noch die Drohung von Außenminister Adel al-Jubeir über CNN, wenn der Iran sein Nuklearprogramm wieder aufnehme, werde das Königreich danach streben, seine eigenen Atomwaffen zu entwickeln. Andere Staaten, etwa Ägypten, würden dann ohne Zweifel folgen.

Um Erschütterungen auf den Energiemärkten möglichst abzufedern, hatte der saudische Erdölminister umgehend angekündigt, dass sein Land als weltweit einer der größten Produzenten die Erdölförderung erhöhen würde, um die Versorgung sicher zu stellen. Mehrere Aktienmärkte in der Region haben dennoch mit zum Teil empfindlichen Einbußen auf die Ankündigung des US-Präsidenten reagiert.

Mahnungen aus dem Oman

Neben den Falken Saudi-Arabien, Vereinigte Emirate und Bahrain (das "Israels Recht auf Selbstverteidigung" ausdrücklich unterstützte), haben die anderen Länder des Golfs und der weiteren Region sich zurückhaltender geäußert.

Ein Vertreter des Außenministeriums in Kuwait nannte den Atomvertrag, die beste Option für die Stabilität in der Region. Die Option einer Konfrontation sei in niemandes Interesse, ließ der Oman verlauten. In Bagdad rief der irakische Präsident Fouad Masoum Washington auf, den Entscheid zu überdenken, da er die Spannungen in der Region anheizen würde und der Stabilität nicht zuträglich sei.

Nicht nur das Atom ist fraglich

Im Namen der Arabischen Liga (AL) hat sich Generalsekretär Ahmed Aboul Gheit für ein neues Abkommen mit dem Iran ausgesprochen. Dabei sei die Atomfrage nicht das einzige Element, das betrachtet werden müsse. Es gehe auch um die Politik des Irans in der Region, die auch ohne die nukleare Position zu Instabilität führe.

Diesen Standpunkt habe die AL im Übrigen schon bei der Unterzeichnung des Abkommens vertreten, erklärte Aboul Gheit. Die Regierung in Kairo kommt in ihrem offiziellen Statement der amerikanischen Position gegenüber dem Iran sehr nahe. Kairo fordert, dass bei Neuverhandlungen mit Teheran alle arabischen Staaten eingeschlossen werden müssten. Ägypten tritt zudem seit Jahren für einen "atomwaffenfreien Nahen Osten" ein; das nukleare Arsenal von Nachbar Israel ist dabei natürlich eingeschlossen. (Astrid Frefel aus Kairo, 10.5.2018)