Eingeschleppte Ratten waren für die Brutkolonien der Insel Südgeorgien eine Katastrophe – nun wurden sie offenbar vollständig ausgerottet.

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Ein Ratten-Suchhund vor einer Königspinguin-Versammlung auf Südgeorgien.

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Ob es bereits am 17. Jänner 1775 geschah, als der englische Seefahrer James Cook auf der später Südgeorgien genannten Insel im Südatlantik landete, ist unklar. Lange dauerte es dann jedenfalls nicht, ehe auch eine weitere Spezies die Insel zum ersten Mal betrat – mit desaströsen Folgen: die Ratte.

Südgeorgien entpuppte sich für die Nagetiere als regelrechtes Paradies. Sie fanden dort keine natürlichen Feinde vor, dafür aber leichte Beute in rauen Mengen. Die etwa 1.400 Kilometer östlich von Argentinien gelegene Insel ist der Brutplatz von Millionen von Seevögeln, darunter etliche seltene und einige endemische Arten. Hier befindet sich auch eine der wichtigsten Brutkolonien des Königspinguins.

Ökologische Katastrophe

Die Ratten fielen über Eier, Küken und selbst ausgewachsene Vögel her und dezimierten deren Bestände in den vergangenen Jahrhunderten massiv. Der einzige Singvogel der Insel, Anthus antarcticus, verschwand fast vollständig, die Rattenpopulation wuchs hingegen stetig weiter an.

2009 beschlossen Behörden und Wissenschafter, die Notbremse zu ziehen: Um das bedrohte Ökosystem des Eilands zu retten, starteten sie das bisher größte Rattenbekämpfungsprogramm in der Geschichte: In dem aufwendigen und kostspieligen Unterfangen wurden zwischen 2011 und 2015 per Hubschrauber tonnenweise Giftköder über der 3.800 Quadratkilometer großen Insel abgeworfen. "Es muss ein Köder für jede einzelne Ratte erreichbar sein", sagte der damalige Projektleiter Tony Martin.

Umstrittene Aktion

Das blieb nicht ohne Kritik. Das massenhafte Ausbringen von Rattengift verschlang nicht nur Millionen, es hatte auch tödliche Vergiftungen von Vögeln und anderen Tieren zur Folge – wobei Ökologen betonten, dass der langfristige Nutzen deutlich überwiege, so sich die Rattenplage dauerhaft beenden ließe. Genau das ist offenbar auch gelungen, wie der South Georgia Heritage Trust nun nach einer umfangreichen Untersuchung mitteilte: "Das Projekt ist ein voller Erfolg, die invasiven Nager wurden auf der gesamten Insel ausgerottet", sagte Mitinitiator Mike Richardson. "Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahrhunderten gibt es auf Südgeorgien keine Ratten."

Zuvor hatten Forscher das Eiland über Monate hinweg mit insgesamt 4.600 Detektionsgeräten, etlichen Kamerafallen und drei Spürhunden abgesucht, sie stießen dabei auf keine einzige Ratte. Stattdessen konnten sie beobachten, dass sich das Ökosystem bereits erholt und die Vogelvielfalt auf Südgeorgien wieder zunimmt. Strenge Vorsichtsmaßnahmen und Quarantänevorschriften für Schiffe sollen eine neuerliche Invasion verhindern. (dare, 13.5.2018)