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Ganz Windsor war am Wochenende festlich dekoriert. Am Sonntag hieß es: Aufräumen.

Foto: REUTERS/Simon Dawson

Während in Windsor Sonntagabend die Straßen nach dem großen Andrang auf die Hochzeit von Prinz Harry und der 36-jährigen US-Schauspielerin Meghan Markle geputzt wurden, galt für die Londoner am Pfingstwochenende beinahe "business as usual". Am Sonntag drängten die Bewohner zu Märkten, aßen ihren Sunday Roast, als ob nichts gewesen wäre und tranken gemütlich ihr Ale in den Gärten der lokalen Pubs. Die "Traumhochzeit des Jahres", wie sie britische Medien vorausgesagt hatten, war an einem großen Teil der Hauptstädter ohne viel Tamtam vorübergegangen.

46 Prozent war Hochzeit "egal"

Denn während am Samstag in Windsor mehr als 100.000 Schaulustige und Fans der Royals aus der ganzen Welt die Hochzeit von Prinz Harry, sechster in der britischen Thronfolge und Meghan Markle aus nächstmöglicher Nähe verfolgten, hielt sich die Aufregung in London bis zuletzt in Grenzen. Obwohl die britischen Medien in den Tagen vor und nach der Hochzeit kaum ein anderes Thema so prominent auf ihren Titelseiten platzierten und jeden Schritt von Meghan Markle und Harry verfolgten und abdruckten, war mit 46 Prozent knapp der Hälfte aller Briten die Hochzeit völlig egal, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab.

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Trotzdem lief das Geschäft mit dem Paar gut. Keksdosen, Tee und Fahnen mit Bildern der beiden wurden in den vergangenen Wochen an jeder Ecke verkauft. Auch Souvenirs für jene, denen die Hochzeit schon aus dem Hals heraus hing, wurden in Form von "Royal-Wedding-Sick-Bags" im Stil der Speibsackerln in Flugzeugen angeboten.

Sonntagnachmittag, nur wenige Stunden nach dem großen Ja-Wort und dem anschließenden Sekunden-Busserl, waren lediglich schlecht bedruckte Tassen, Zuckerdosen und Teller mit dem Verlobungsfoto der beiden sowie "Royal-Wedding"-Schriftzuggirlanden in den ausgeräumten Shops verweist zu finden.

Wenig Stimmung, großer Trubel

Zwar waren die Straßen, Einkaufszentren und Pubs der britischen Hauptstadt anlässlich der Vermählung des jüngsten Sohnes von Lady Diana und Prinz Charles am Pfingstwochenende übermäßig in den Nationalfarben blau, weiß und rot sowie mit Papp-Masken, die die Gesichter des Paares zeigten, geschmückt, ganz in Hochzeitsstimmung kamen die Londoner nicht.

Die Hochzeit wurde trotzdem von Tausenden bei einem der zahlreichen Public Viewings in der City oder vom Fernseher aus verfolgt, auch kleine Feste im privaten Freundeskreis wurden veranstaltet.

922.000 Menschen schauten in Österreich zu

In Österreich waren am Samstag bis zu 922.000 Menschen bei der Übertragung der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle im ORF dabei. Die Zusammenfassung am Abend erreichte erneut 419.000 Zuseher, wie der öffentliche Rundfunk bekannt gab. In den USA wurde die Trauung von mehr als 29 Millionen Menschen im Fernsehen verfolgt – deutlich mehr als bei der Hochzeit von Prinz William mit Kate Middleton 2011: Damals waren es nur rund 23 Millionen US-Zuseher.

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Ausnahmezustand in Windsor

Ganz anders war die Stimmung in dem kleinen verschlafenen Örtchen Windsor, das sich vergangenes Wochenende im völligen Ausnahmezustand befand. Rund um das Schloss standen Tausende in der Schlange um die Sicherheitskontrollen zu passieren, es galt die höchste Sicherheitsstufe rund um das royale Massenevent. Hunderte bewaffnete Polizisten – viele von ihnen selbst mit Blumen und Fähnchen dekoriert – sowie Scharfschützen auf den Dächern der kleinen Häuschen wachten über die Zaungäste.

Die Nerven unter den Wartenden lagen blank. Das Ja-Wort vor 600 geladenen Gästen um kurz vor 13 Uhr Londoner Zeit, das auf großen Bildschirmen nach draußen übertragen wurde, versöhnte jedoch und rührte viele der mehr als 100.000 Schaulustigen zu Tränen.

Als der Gospelchor schließlich den Hit "Stand by me" aus den 1960er-Jahren anstimmte, sangen Tausende mit. Die anschließende Fahrt in der offenen Kutsche führte zu großem Gedrängel und Kreischen an den Absperrungen. Gefeiert wurde in dem kleinen Örtchen am Samstag bis spät in die Nacht. Und auch der Rest Wochenendes herrschte eine feierliche Stimmung. (Oona Kroisleitner, 21.5.2018)