Linz – Eines muss man Oberösterreichs Bildungslandesrätin Christine Haberlander (VP) auf jeden Fall zugutehalten: Sie bleibt ihrer Linie treu. Auch vier Monate nach der umstrittenen Wiedereinführung des kostenpflichtigen Kindergartennachmittags setzt die verantwortliche Ressortchefin der anhaltenden Kritik maximal ihr schönstes Lächeln entgegen. Und wer sich trotzdem um eine detaillierte Auskunft etwa hinsichtlich der Abmeldezahlen bemüht, wird stets mit dem gleichen Stehsatz belohnt: "Uns liegen keine Zahlen vor."

Oberflächliche Bilanz ohne Eltern

Wobei dieses politische Mantra durchaus ein Ablaufdatum hat. Denn mit Ende Mai startet eine mehr als vierwöchige Evaluierungsphase. Ende August sollte man dann also auch im Büro Haberlander über Zahlenmaterial verfügen. Doch noch ehe die erste Bilanz auf dem Tisch liegt, drängt sich die Frage auf, ob man überhaupt von politischer Seite ernsthaft an einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema – oder gar an einer Nachbesserung – interessiert ist. Übermittelt werden die Evaluierungsunterlagen nämlich ausschließlich an die Rechtsträger – etwa die Gemeinden. Rein faktisch liegt dort auch die Verantwortung für die Kinderbetreuung. Doch wenn man mehr will als nackte Zahlen, kommt man an einer Einbindung der eigentlich Betroffenen nicht herum. Eine repräsentative Befragung der Eltern wird aber von politischer Seite tunlichst vermieden.

Ein weiteres Anzeichen dafür, dass man für die Evaluierungsergebnisse bereits die ewige Rundablage in der untersten Schublade ausgewählt hat, ist der Zeitplan: Ende August wird es eine erste Auswertung des Fragebögen geben. Viel zu spät also, um für das im September beginnende neue Kindergartenjahr noch an "diversen Schräubchen und Rädchen" (Haberlander) zu drehen. Aber es bleibt ein Jahr Zeit, um zu sagen: "Uns liegen zumindest Zahlen vor." (Markus Rohrhofer, 23.5.2018)