Die Maremmen-Abruzzen-Schäferhündin Jenny bewacht seit 2013 die Schafe in Bad Vigaun – eine Möglichkeit des Herdenschutzes.

APA/Barbara Gindl

Die Hunde schirmen die Herde vehement ab. Jeder, der in die Herde einzudringen versucht, wird ferngehalten.

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Die beiden Rüden Aris und Oreon sind zwischen der Schafherde aufgewachsen. Georg Höllbacher hat Erfahrung mit den Hirtenhunden und leitet die nationale Beratungsstelle für Herdenschutz.

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"In den Abruzzen oder in Sizilien gibt es fast keine Schafherde ohne Hunde", sagt Höllbacher. In Österreich ist es hingegen nicht üblich, die Herden bewachen zu lassen. Könnte es aber langfristig werden.

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Bad Vigaun – Auf der steilen Wiese am Fuße des Schlenkens in Bad Vigaun grast eine kleine Herde brauner Schafe. Bewacht werden die 20 Tiere von Jenny, Aris und Oreon. Zwei der drei imposanten weißen Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde laufen sofort zum Zaun und bellen, als sich zwei Männer nähern. Einer der Hirtenhunde stellt sich vor die Herde.

Seit 2013 hat Georg Höllbacher Jenny als Hirtenhund im Einsatz. Der Schafbauer und Leiter der nationalen Beratungsstelle für Herdenschutz hat die Hündin aus Mittelitalien. Im November 2016 hat sie Aris und Oreon geworfen. Die beiden Rüden sind zwischen den Schafen auf die Welt gekommen. Daneben habe auch ein Schaf ein Lamm geboren. "In den Abruzzen oder in Sizilien gibt es fast keine Schafherde ohne Hunde", sagt Höllbacher. In Österreich ist es hingegen nicht üblich, die Herden bewachen zu lassen.

Könnte es aber werden. Denn der Wolf ist zurück und sorgt vor allem in Salzburg seit Anfang Mai für Aufregung. Rund 20 Weidetiere wurden bisher gerissen.

Dass der Wolf zurückkomme, sei nichts Neues, sagt die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes, Birgit Mair-Markart. "Es ist eine Vogel-Strauß-Politik. Man hat in Österreich gewartet und sich nicht vorbereitet." Es sei höchste Zeit, dass Strukturen entwickelt werden, um ein Zusammenleben mit dem Wolf zu ermöglichen. Der Naturschutzbund hat deshalb einen Dialog mit allen betroffenen Gruppen gestartet. Gemeinsam soll an für alle tragbaren Lösungen gearbeitet werden.

Zäune, Hunde und Hirten

Herdenschutz durch Elektrozäune, Hunde oder Hirten sind Möglichkeiten, die Tiere auf Almen zu schützen. Doch es gibt noch zahlreiche Hürden. Etwa dürften laut Tierschutzgesetz Hirtenhunde freilaufend nicht eingesetzt werden, weil es noch keine Ausnahmen wie für Jagdhunde gebe, gibt Höllbacher ein Beispiel.

Ein Test ohne den Schafbauer zeigt, was passiert, wenn jemand der Herde zu nahe kommt: Eine Frau geht durch die Weide. Die weißen Hunde nehmen sie wahr, stürmen auf sie zu, und bleiben einige Meter vor ihr mit lautem Gebell stehen. Auch die Frau bleibt stehen und bewegt sich nicht. Nach einiger Zeit bemerken die Maremmen-Abruzzen-Schäfer, dass sie nicht weiter auf die Schafe zugehen will. Doch sie schirmen die Herde vehement ab.

"Bei Katzen, Hunden, Radfahrern geht die Post ab"

Die Herdenschutzhunde seien stark mit den Weidetieren sozialisiert: Jeder, der in die Herde einzudringen versucht, werde ferngehalten, erklärt Höllbacher. "Bei Katzen, anderen Hunden oder Radfahrern – da geht die Post wirklich ab", sagt der Landwirt. "Es ist eine Herausforderung, der Bevölkerung klarzumachen, wie man sich Herdenhunden gegenüber richtig verhält."

Werde der Wolf in Österreich tatsächlich wieder heimisch, brauche es auch wieder Hirten. "Der Landwirt selbst wird das nicht leisten können", sagt Höllbacher. Die Politik sei gefor- dert, die Bauern zu unterstützen. Viele seien Nebenerwerbsbauern, es fehle an Personal. Der Maßnahmenplan des Landes sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Fünf-Punkte-Plan für den Wolf

Neben mehr Herdenschutzmaßnahmen, unbürokratischen Entschädigungszahlungen, einem Wolfbeauftragten und einer Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes sieht dieser Plan auch den Abschuss von sogenannten Problemwölfen vor.

Auch die Jäger haben keine große Freude mit der Rückkehr des Wolfes. Zäune würden auch die Lebensräume des Wildes einschränken, Ruhezonen für das Rotwild könnten durch bellende Hirtenhunde beeinträchtigt werden, sagt etwa Herbert Sieghartleitner, stellvertretender Landesjägermeister von Oberösterreich. Die Jägerschaft sei für einen pragmatischen Umgang mit dem Wolf. (Stefanie Ruep, 24.5.2018)