Pflege liegt den Österreichern im Magen.

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Linz – Wer Kinder in die Welt setzen möchte, hat es in Österreich gut – 76 Prozent der Wahlberechtigten sind der Meinung, dass man da in Österreich gut versorgt wäre, 61 Prozent sehen auch eine gute Versorgung von Mehrkindfamilien. Aber wehe, man bräuchte dann dringend eine Mietwohnung: Da sagen 66 Prozent, dass es da weniger gut aussieht; nur 34 Prozent, darunter auffallend viele ÖVP-Wähler, meinen, dass man da gut versorgt wäre.

Nur in einem Punkt machen sich die Österreicherinnen und Österreicher noch größere Sorgen: "Wenn man als älterer Mensch einen Arbeitsplatz sucht", ist man in den Augen von 85 Prozent arm dran.

Befragung, bevor türkis-blau reformiert

Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Linzer Market-Instituts hervor, das für den Standard zu Beginn der türkis-blauen Regierungsperiode erhoben hat, wie die Österreicher verschiedene Lebenssituationen in unserem Land einschätzen – bevor die Regierungsmehrheit aus ÖVP und FPÖ ihr Reformwerk angegangen ist.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer sagt dazu: "Es ist auffallend, dass die Befragten die von uns abgefragten Situationen sehr gut einschätzen können – wenn 60 Prozent sagen, dass es leicht wäre, für die Kinder eine gute Schule zu finden, dann sagen auch genau 40 Prozent, dass das eher weniger gut gelingen würde, da flüchtet keiner zu Antworten wie 'Das weiß ich nicht'." Um beim Beispiel der Schule zu bleiben: Diese Frage polarisiert relativ stark in der Ostregion, wo die Hälfte der Befragten eine weniger gute Versorgung sieht, während die Einschätzung im Westen 70 zu 30 positiv ausfällt.

Sorgen der Freiheitlichen

58 Prozent der Befragten sagen, dass man weniger gut versorgt ist, wenn man in Österreich zum Pflegefall wird – es besteht hier kaum ein Unterschied zu den 54 Prozent, die beim Auftreten eines Pflegefalls in der Familie eine Unterversorgung sehen. Die größten Sorgen machen sich in beiden Szenarien die Menschen zwischen 30 und 49 Jahren sowie die Wähler der Freiheitlichen.

Pfarrhofer: "In diesem Punkt sieht man einen deutlichen Unterschied zu der Einschätzung, die in der ÖVP-Anhängerschaft vorherrscht – die macht sich nämlich viel weniger Sorgen als die Anhänger ihres Koalitionspartners."

Ähnlich ist es in der Frage, wie es einem ergehen könnte, wenn man Verbrechensopfer wird: Auch hier machen sich erklärte FPÖ-Wähler (und in etwas geringerem Maße SPÖ-Wähler) viel mehr Sorgen als ÖVP-Wähler. Außerdem nimmt die Sorge mit dem Lebensalter deutlich zu. Ganz ähnlich gelagert sind die Sorgen, die Menschen haben, wenn sie sich bedroht fühlen.

Kinderbetreuung ein Anliegen der SP-Wähler

Die SPÖ-Anhänger machen sich – deutlich stärker als die Anhänger der Koalitionsparteien, die in diesem Bereich mehrheitlich keine großen Probleme sehen – besondere Sorgen um die Betreuung kleiner Kinder. Hier sehen vor allem jüngere Befragte Defizite.

Und wo wird die beste Versorgung gesehen? Mit Weiterbildung sehen 79 Prozent das Land gut versorgt. 71 Prozent glauben, dass man gut dran ist, wenn man einen Kredit braucht – wobei es hier kaum Unterschiede in den Alters- und Einkommensgruppen sowie in den Parteiwählerschaften gibt.

Zwei Drittel meinen, dass man gut vertreten ist, wenn man Probleme mit dem Arbeitgeber bekommt, ebenso viele sehen eine gute Versorgung bei Arbeitsunfällen. Und auch die Pensionen machen nur einer Minderheit von 43 Prozent Sorgen – Jüngeren deutlich häufiger als Senioren. (Conrad Seidl, 4.6.2018)