Der Doppelname Kika/Leiner könnte bald zum Dreiernamen werden. Der Möbelhändler XXXLutz erwägt, die kriselnde Konkurrenz zu übernehmen.

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Wien – Im ersten Moment schien XXXLutz selbst überrascht, zögerte aber nur kurz und signalisierte umgehend Wille und Tatkraft. Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, brachte jüngst den Möbelkonzern als möglichen Retter des strauchelnden Erzrivalen Kika/Leiner ins Spiel. In der Branche gehen seither die Wogen hoch.

Die Konkurrenz der finanziell unter Druck geratene Möbelkette Kika/Leiner bringt sich bereits in Stellung, um zumindest einige der Filialen zu übernehmen. Insbesondere Österreichs größte Möbelkette, XXXLutz.
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Christoph Varga, der Leiter der ZIB-Wirtschaftsredaktion, spricht über die finanzielle Situation der Kika-Leiner-Gruppe, das angekündigte Sparprogramm und dessen Auswirkungen auf die Kunden.
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"Wir sehen darin fast so etwas wie Amtsmissbrauch", sagt Christian Wimmer, Chef der Einkaufsverbände Garant und Wohnunion, dem STANDARD. Das sei einer Wettbewerbsbehörde nicht würdig und wohl in keinem anderen Land als Österreich möglich. Wimmer, Vertreter des Einrichtungsfachhandels, überlegt rechtliche Schritte: Sollte sich XXXLutz für eine Übernahme von Kika/Leiner in Stellung bringen, wird er einen Antrag auf Prüfung der Wettbewerbssituation einbringen.

Zweiter Warnschuss

Es wäre für den Fachhandel nicht das erste Mal. Vor Jahren bahnte sich zwischen den Platzhirschen auf dem Markt eine Annäherung über einen Einkaufsverband an. Kika/Leiner war Mitglied, Lutz wollte sich ebenfalls beteiligen, machte damit aber letztlich nicht Ernst. "Wir haben damals rund um diese Kooperation eine Sachverhaltsdarstellung eingefordert", sagt Wimmer.

Er vermutet die Politik als Antrieb dahinter, dass die Wettbewerbshüter XXXLutz "einladen", Kika/Leiner unter die Arme zu greifen. Es gehe schließlich um 5.000 Arbeitsplätze. Seine Branche habe dafür durchaus Verständnis, sagt Wimmer, denn ein Teil der Jobs ließe sich durch diese österreichische Lösung wohl erhalten. "Längerfristig gedacht wäre es aber für den fairen Wettbewerb im Möbelhandel eine Katastrophe, ein grauenvoller Zustand. Es führt zu einer Marktverstopfung."

"Kunden und Lieferanten als Verlierer"

Lutz habe bereits jetzt gut 30 Prozent des Geschäfts in seiner Hand. Mit weit mehr als 50 Prozent Marktanteil würden Konsumenten und Lieferanten auf jeden Fall zu Verlierern, warnt Wimmer. Kunden, die andere Ware und Preise haben wollten, seien dann schlecht bedient. "Hersteller, die mit Lutz nicht können, werden unter der Oberfläche verschwinden."

Kika/Leiner hat noch bis Ende der Woche Zeit, die Kreditversicherer dazu zu bewegen, wieder Rückendeckung zu geben. Gelingt das nicht, droht der Lieferstopp. (Verena Kainrath, 6.6.2018)