Ibrahim Olgun wehrt sich gegen Vorwürfe, er sei für die Schließung von Moscheen mitverantwortlich.

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Wien – Die von der Regierung angekündigte Schließung von Moscheen sorgt innerhalb der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) weiter für Diskussionen. Präsident Ibrahim Olgun wies am Dienstag die Vorwürfe aus den eigenen Reihen, wonach er die Moscheenschließungen selbst vorangetrieben hat, zurück. Er übte gleichzeitig Kritik an seinem Vorgänger Fuat Sanaç, aus dessen Umfeld er attackiert wurde. Sanaç hätte bei der Entstehung des Islamgesetzes negative Folgen, die heute sichtbar würden, verhindern müssen.

Durch die Einführung des Islamgesetzes im Jahr 2015 sei die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert, die nicht in Relation zu den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen stünden. Viele dieser negativen Entwicklungen hätte man sich ersparen können, wenn die damaligen Verantwortlichen der IGGÖ, darunter auch der jetzige Vizepräsident, bei der Entstehung des Islamgesetzes dessen Umsetzbarkeit und Auswirkungen im Vorfeld hinterfragt hätten, so Olgun.

Diese Vorwürfe wies wiederum Sanaç zurück. "Man muss mit seinen Glaubensbrüdern sprechen und das intern lösen. Das ist eine Verschiebung der Probleme auf andere. Das finde ich unprofessionell. Nicht nur von Olgun, der ist nicht alleine", so Sanac zur "Presse".

"Bezweckte Auflösung"

IGGÖ-Vizepräsident Abdi Tasdögen hatte am Montag Olgun offen angegriffen und ihm vorgeworfen, die Moscheenschließungen mit einer Anzeige beim Kultusamt veranlasst zu haben. Der Weg dorthin sei mit Olgun und der Regierung abgesprochen gewesen, "die Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde sogar bezweckt".

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Der für Kultusangelegenheiten zuständige Minister Gernot Blümel (ÖVP) bestätigte am Dienstag auch, dass die Prüfung in Absprache mit der IGGÖ stattgefunden habe. Die IGGÖ habe auf formale Mängel aufmerksam gemacht, erklärte Blümel am Rande des ÖGB-Bundeskongresses.

Die Entscheidung des Kultusamtes zur Schließung der Moscheen beziehungsweise der Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde sei aufgrund mehrerer Verletzungen des Islamgesetzes erfolgt, so Blümel weiter. Was weitere mögliche Schließungen von Moscheen betrifft, blieb der Kanzleramtsminister wage: Es werde weiter allen Hinweisen nachgegangen.

Olgun spricht hingegen von ungerechtfertigten Vorwürfen gegen ihn. Die IGGÖ gehe unter seiner Leitung "ihren gesetzlichen Verpflichtungen nach bestem Wissen und Gewissen" nach und stehe in diesem Zusammenhang selbstverständlich auch im Austausch mit dem Kultusamt. "Pflichtgemäß" seien dem Kultusamt formelle Mängel betreffend die Arabische Kultusgemeinde mitgeteilt worden.

Keine Kenntnis von Schließungen

Die IGGÖ habe aber in keiner Form die Schließung von einzelnen Gebetsstätten beantragt und im Vorfeld keinerlei Kenntnisse über die Schließungen der Moscheen und die Imam-Ausweisungen gehabt. Bis heute sei der IGGÖ nicht bekannt, welche Moscheen genau von einer drohenden Schließung betroffen sind. "Aus der laut Gesetz vorgesehenen Kommunikation mit dem Kultusamt rückzuschließen, dass die Vorgehensweise der Bundesregierung mit der IGGÖ akkordiert sei, entspricht daher nicht den tatsächlichen Gegebenheiten", so Olgun.

Die Glaubensgemeinschaft werde es nicht zulassen, dass die Menschen muslimischen Glaubens für ideologische, politische Zwecke missbraucht werden. Und man werde es nicht zulassen, dass die Muslime in Österreich auseinanderdividiert werden, so Olgun. (APA, 12.6.2018)