Abraham Klein (84) aus Israel leitete 1978 das "Wunder von Córdoba".

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In all dem Trubel um das 40-Jahr-Jubiläum des "Wunders von Córdoba" ist über einen kaum bis gar nicht geredet worden.

Dabei hätte der 1,55 Meter große Mann, der das I-wer-narrisch-3:2 der Österreicher über die Deutschen bei der Fußball-WM 1978 in Argentinien geleitet hat, so viel zu erzählen. Nicht nur von der Schiedsrichterei, die er mit Leidenschaft, Kenntnis und Gespür betrieb, bis hin zur Meisterschaft. In der Times nannten sie ihn einst den Besten der 1970er und 1980er.

Auf die Welt gekommen ist dieser Abraham Klein 1934 im rumänischen Timisoara, als Temesvár einst ungarische Stadt. Fußballinfiziert von Beginn an. Der Vater schaffte es bis in die Reserve des großen MTK in Budapest. Und, was wichtiger war, 1937 den Überlebenssprung nach Palästina.

Der kleine Abraham blieb mit seiner Mutter in Temesvár, vegetierte sich durch den Krieg, kam danach mit 500 anderen Kindern in die Niederlande zum Aufpäppeln und Erholen. Und von hier nach Haifa, wo er heute noch lebt als pensionierter Sportlehrer.

Einer der Großen

Zur Schiedsrichterei kam er durch Zufall, fand darin aber bald eine Lebenserfüllung und auch Anerkennung. Vorm Anpfiff seines ersten WM-Spiels, es war der 7. Juni 1970, "zitterten mir die Hände, darum steckte ich sie in die Tasche". Weil? "Auf der einen Seite standen Pelé, Carlos Alberto, Rivelino und Jairzinho; auf der anderen Bobby Moore, Bobby Charlton, Geoff Hurst und Gordon Banks." Neben Brasilien gewann dieses Match auch Abraham Klein. Seither galt er als einer der Großen. Finalreif beinahe schon.

Aber weder 1978 noch 1982 berief man ihn. 1978 verscherzte er es sich mit der Junta, weil er den Hausherren bei ihrer einzigen Niederlage – 0:1 gegen Italien – einen Elfer vorenthalten habe. 1982 in Spanien drohten die arabischen Länder dem Weltverband mit Boykott. Es war Libanonkrieg. Sohn Amit stand im Einsatz. Tagelang hörte der Vater nichts von ihm, sagte alle WM-Einsätze ab, da meldete sich der Sohn. Papa und das 3:2 des späteren Weltmeisters Italien gegen Brasilien sah Amit, später selbst erfolgreicher Schiri, im Feldlager.

In Córdoba stand es am 21. Juni 1978 2:2, als Robert Sara – Österreichs offensiv angelegter Außenverteidiger – Klein fragte, wie lange es denn noch ginge. Klein antwortete auf Deutsch: fünf Minuten. Sara stieß vor bis zur Mittellinie, sah "den Krankl weit links außen, den Rüßmann zu weit innen". Ein weiter Querpass. Der Rest ist Legende. (Wolfgang Weisgram, 21.6. 2018)