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Muharrem İnce gestand seine Niederlage ein, will sich aber nicht geschlagen geben.

Foto: AP / Burhan Ozbilici

Um 12 Uhr mittags gesteht Muharrem İnce, der Präsidentschaftskandidat der größten türkischen Oppositionspartei, seine Niederlage ein und kündigt gleichzeitig den Kampf gegen das Regime von Tayyip Erdoğan an. "Ich nehme das Wahlergebnis an", erklärte İnce am Montag am Sitz der Republikanischen Volkspartei in Ankara.

15 Millionen Wahlberechtigte hätten ihm ihre Stimmen gegeben, 30 Millionen seien das Ziel gewesen. Das könne man bald, sogar in Kürze auch schaffen, behauptete İnce. Dann legte er auch schon mit neuer Kritik am wiedergewählten Staatschef Erdoğan los.

"Bruch mit 143 Jahren Parlamentarismus"

Erdoğan müsse sich von heute an nicht mehr wie der Generalsekretär seiner AK-Partei benehmen, sondern wie der Präsident aller, sagte İnce. Das neue Präsidialsystem stellte er als eine Bedrohung dar. In vollem Bewusstsein sei nun der Schritt zum Einmannregime getan worden, stellte der Oppositionspolitiker fest. Die Verbindung zu den demokratischen Werten der Türkei und zur 143 Jahre langen Geschichte des Parlamentarismus im Land sei gebrochen worden. Im neuen System gebe es keinen Mechanismus für ein Gleichgewicht der Kräfte mehr.

Atamın İzinde

Der gescheiterte Präsidentschaftskandidat kündigte gleichzeitig die Fortsetzung seiner Kampagne an: "Anstelle eines 50 Tage langen Wahlkampfs werden wir mit einem 500 Tage langen, 5.000 Tage langen Kampf weitermachen."

İnce stellte auch kaum verhohlen Anspruch auf die Führung seiner sozialdemokratischen Partei, der CHP. Er sei bereit für diesen Weg, sagte der 54-Jährige. İnce sitzt anders als der CHP-Vorsitzende Kemal Kiliçdaroğlu nicht im neuen Parlament. Bei der Präsidentenwahl am Sonntag hatte er 30,64 Prozent oder 15,3 Millionen Stimmen erhalten. Davon waren auch viele Wahlforscher in der Türkei ausgegangen. Sie hatten eine Stichwahl zwischen İnce und Erdoğan als wahrscheinliches Szenario vorausgesagt. Am Ende aber erhielt Erdoğan gleich im ersten Anlauf mit 52,58 Prozent die absolute Mehrheit. (Markus Bernath, 25.6.2018)