Die Schönbrunner Orangerie ist ein schöner Standort für Veranstaltungen. Die Regierung will aus Österreich einen genauso attraktiven Standort für Unternehmen machen

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Wien – Liebe geht durch die Kasse. So könnte man Heinz-Christian Strache interpretieren, der auf einer Standortkonferenz am Montag die Vorzüge Österreichs für internationale Investoren skizzierte. "Wer verliebt sich nicht in dieses wundervolle Land?", stellt der FPÖ-Chef eine eher rhetorische Frage. Der Vizekanzler, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) präsentierten in der Orangerie in Schönbrunn, dem ehemaligen Zierlustgarten, ihre Standortinitiative.

Die Bundesregierung will mehr Firmen nach Österreich bringen. Bei einer Standortkonferenz hat die Bundesregierung für Investitionen geworben. Vorstandsvorsitzende aus 14 Ländern haben daran teilgenommen.
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Nach dem Medientermin machten sie sich, von weiteren Regierungsmitgliedern flankiert, auf zum großen Buhlen. 100 Konzernchefs aus 14 Ländern seien gekommen, um den rot-weiß-roten Werbern zu lauschen, tönte es aus Regierungskreisen. Ganz hielt die Schar der Anwesenden den Ansprüchen nicht statt, meist schafften es nur die Leiter österreichischer Niederlassungen oder von Europazentralen in die Orangerie. Doch mit SAP-Chef Bill McDermott oder Unicredit-Präsident Fabrizio Saccomani fand sich doch die ein oder andere Größe des internationalen Wirtschaftslebens auf der Gästeliste.

Einzelgespräche im 20-Minutentakt

Neben Ansprachen der Regierungsspitzen und einem Flying Dinner für die Konzernlenker wurden Einzelgespräche im 20-Minutentakt mit verschiedenen Ministern organisiert. Ob sich die Manager vom versprühten Charme anstecken ließen, ist nicht überliefert: Die Regierung konferierte hinter verschlossenen Türen. Doch Schramböck konnte schon vor Beginn des Events Investitionsentscheidungen verkünden.

Drei Unternehmen – Interxion aus den Niederlanden, Octapharma aus der Schweiz und die heimische Trumpf-Gruppe – haben laut Wirtschaftsministerin Investitionen im Volumen von 150 Millionen Euro zugesichert. Interxion wird demnach in Cloud-Kapazitäten im Wien investieren. Der Paschinger Werkzeugmaschinenmacher Trumpf soll in zwei Jahren 150 Jobs und langfristig 300 bis 400 Arbeitsplätze schaffen. Beim Wiener Standort von Octapharma geht es laut Regierungsangaben um 175 Stellen. Die Ankündigungen reihen sich nahtlos ein in mehrere Investitionen in den letzten Monaten, mit denen sich die Koalition schmückt.

Infineon als Beispiel

Der größte Coup war eine Erweiterung von Infineon, der Chipkonzern investiert 1,6 Milliarden Euro in Villach. Auch die Errichtung eines neuen Stahlwerks durch die Voestalpine in Kapfenberg oder ein Ausbau von ABB in Oberösterreich wurden zuletzt als Belohnung für verbesserte Rahmenbedingungen in Österreich verkauft. Dabei dürfte auch eine Portion politischer Vereinnahmung im Spiel sein. Die Voest beispielsweise hat die Entscheidung noch vor dem Amtsantritt von Türkis-Blau getroffen. Und auch vor dem Regierungswechsel kam es immer wieder zu Großinvestitionen, wie etwa der Errichtung einer Zellkulturproduktion von Boehringer Ingelheim um 700 Millionen Euro in Wien zeigt.

Standort-Promoting

Sei's drum: Die Regierung will mehr für die Standortstärkung tun. Kurz nannt Steuersenkung, Entbürokratisierung, Forschung und Bildung als Hebel. Strache stimmt mit dem Kanzler überein. Und setzt zudem auf den österreichischen Charme. (Andreas Schnauder, 25.06.2018)