Wien – Werde ich mit meiner Pension einmal über die Runden kommen? Wie hoch wäre mein Anspruch derzeit schon? Für diese Fragen interessieren sich offenbar immer mehr Versicherte. Allein im ersten Quartal des heurigen Jahres gab es eine halbe Million elektronische Abfragen zum Pensionskonto. Zum Vergleich: Im ganzen Vorjahr waren es nur 200.000, wie der Generaldirektor der Pensionsversicherung (PVA), Winfried Pinggera, anlässlich der Präsentation des PVA-Jahresberichts erklärte.

Was sich im Bericht bestätigt: Der Kostendruck auf das Pensionssystem hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen (das spiegelt sich auch im aktuellen Budget wider). Dank guter Beschäftigungszahlen fiel der Bundeszuschuss im Vorjahr um 1,5 Milliarden Euro niedriger aus als noch 2013. Beim Pensionsantrittsalter hat sich wenig getan. Frauen gehen weiter im Schnitt mit 59 Jahren, Männer mit 60,9 Jahren, was einen minimaler Anstieg gegenüber 2016 bedeutet.

Frauen hinken hinterher

Im Schnitt bekommen Männer in Österreich nun brutto 1.469,40 Euro Pension, Frauen 912,37 Euro. Freilich gibt es enorme Unterschiede je nach Pensionsart. Wer noch die Hacklerregelung nutzen konnte, kommt auf durchschnittlich 2.335 (Männer) beziehungsweise 1.552 Euro (Frauen). Bei der Invaliditätspension liegen die Ansprüche nur bei 1.194 (Männer) beziehungsweise 812 Euro (Frauen).

Das Thema Berufsunfähigkeit ist auch eines, das die PVA seit Jahren beschäftigt. Seit 2014 bekommen Menschen, die zumindest sechs Monate berufsunfähig sind, nicht sofort die Invaliditätspension, sondern ein Rehabilitationsgeld – mit dem Ziel, diese Personen doch wieder in den Arbeitsmarkt zu bekommen. Insgesamt bezogen 2017 etwas mehr als 20.000 Menschen ein solches Rehabilitationsgeld. Die PVA wendete dafür eine knappe Milliarde Euro auf.

Viele psychiatrische Erkrankungen

Sieht man sich die Gründe an, warum diese Personen ihren Job nicht mehr ausüben können, zeigt sich: Psychiatrische Erkrankungen bleiben das mit Abstand größte Problem. Fast 70 Prozent der Rehabgeldbezieher fallen in diese Kategorie. Detailanalysen liegen zwar nicht vor, sehr häufig gehe es aber um Depressionen sowie um Alkoholismus und die damit verbundenen Probleme, meint PVA-Obmann Manfred Anderle.

Berufsunfähigkeit geht häufig auch mit Alkoholproblemen einher.
Foto: apa/afp

In der Vergangenheit gab es es – vor allem von Arbeitgeberseite – immer wieder die Vermutung, dass hier auch Missbrauch betrieben werden könnte. Man habe daher die Begutachtung intensiviert, sagt Pinggera. Zusätzlich zu einer ersten Einschätzung würden nun flächendeckend – mitunter zweitägige – psychologische Testungen zur Belastungsfähigkeit gemacht.

Teilweise lasse man auch noch ein zusätzliches Gutachten in einem anderen Bundesland erstellen. "Die Diagnosesicherheit ist heute sicher besser als früher", sagt der der ÖVP zuzurechnende Pinggera. Der von der Gewerkschaft nominierte Anderle meint gar, dass man heute Missbrauch in diesem Bereich de facto ausschließen könne. Und dennoch gibt es kaum einen Rückgang bei den psychiatrischen Erkrankungen. Zum Vergleich: In den Jahren davor lag ihr Anteil unter den Rehabgeldbeziehern bei 71 bis 72 Prozent.

Viele Abbrecher

Für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sind das natürlich schwierige Voraussetzungen. Wer sich freiwillig um eine berufliche Umschulung bemühe (etwa 8.000 Fälle), also aktiv an die PVA herantrete, finde in 80 Prozent der Fälle auch wieder einen Job, meint Pinggera. Jenen, die längst aus dem Job herausgefallen sind und erst eine Berufsfindungsphase durchlaufen müssen (1.800 Zuweisungen im Vorjahr), gelinge es nur selten, einen neuen Job zu finden. Viele dieser Rehabgeldbezieher würden Maßnahmen abbrechen oder erst gar nicht beginnen.

Gemeinsam mit dem AMS will man künftig noch gezieltere Angebote für diese Problemgruppe schaffen. Nach einer Gesetzesänderung im Vorjahr soll nun die medizinische Rehabilitation und die berufliche Umschulung nicht mehr hintereinander, sondern möglichst parallel erfolgen. (Günther Oswald, 27.6.2018)